Linzer Volkswirtschafter hält 100.000 Flüchtlinge für verkraftbar

Linz (APA) - Die Integration von rund 100.000 Flüchtlingen wäre für Österreich nicht nur verkraftbar, sondern würde sich mittelfristig sogar...

Linz (APA) - Die Integration von rund 100.000 Flüchtlingen wäre für Österreich nicht nur verkraftbar, sondern würde sich mittelfristig sogar positiv auswirken. Das erwartet der Linzer Volkswirtschafter Friedrich Schneider. Sollte die Zahl weiter steigen, sieht er aber Probleme, wie er gegenüber dem ORF Radio Oberösterreich am Donnerstag sagte.

Entscheidend sei, dass die Flüchtlinge rasch Deutsch lernen und sich mit den Sitten vertraut machen, so Schneider. Er geht davon aus, dass der überwiegende Teil integrierbar ist und auch Arbeit findet. Das koste erst einmal, bringe dann aber auch etwas.

Der Volkswirtschafter rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von bis zu 2 Prozent, eventuell fallenden Löhne in manchen Branchen - etwa dem Reinigungsgewerbe - und Mehrkosten von 1,5 Milliarden Euro jährlich zu Beginn, u.a. für Unterbringung oder Schulungen. „Aber das ist gut investiertes Geld.“ 70.000 bis 100.00 Flüchtlinge können innerhalb von 1 bis 2 Jahren in die offizielle Wirtschaft integriert werden und würden sogar ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,15 bis 0,25 Prozent und ein Plus beim privaten Konsum von 0,05 bis 0,1 Prozent auslösen.

Da die meisten Flüchtlinge jung seien, würden die Anfangskosten „um das Doppelte bis Dreifache“ wieder hereinkommen. Spätestens nach drei bis vier Jahren hätte Österreich auf jeden Fall Vorteile. Sollte die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen, wäre die Situation aber laut Schneiders Berechnungen schwieriger: „Bei einer Verdoppelung würde man natürlich kurzfristig Kürzungen in anderen Bereichen spüren. Dann sind die Kosten ungefähr drei Milliarden Euro pro Jahr und das kann nicht mehr aus dem Ärmel geschüttelt werden.“ Dann wären Einsparungen in manchen Bereichen oder temporäre Steuererhöhungen nötig.

Was die Schattenwirtschaft betrifft, rechnet Schneider mit einem leichten Anstieg. Bei 50.000 Flüchtlingen würde er ein Volumen von 408 Mio. Euro pro Jahr erwarten, das wären gerade einmal zwei Prozent des Pfuschvolumens, das 2014 bei rund 20,4 Mrd. Euro lag. Auch wenn der Pfusch nicht legal sei, müsse man trotzdem sehen, dass die Leute dadurch eine Beschäftigung haben, so der Volkswirtschafter. „Sie können sich einen ganz, ganz bescheidenen Lebensstandard leisten und das Geld fließt sofort zurück in die österreichische Wirtschaft.“