In kleinen Schritten das Leben äthiopischer Bauern verbessern

Addis Abeba (APA) - Vor fünf Jahren noch war das Gebiet nördlich von Gondar in Äthiopien verkehrstechnisch schlecht erschlossen, dann hat Ch...

Addis Abeba (APA) - Vor fünf Jahren noch war das Gebiet nördlich von Gondar in Äthiopien verkehrstechnisch schlecht erschlossen, dann hat China eine schöne, asphaltierte Straße gebaut. Auch Österreich unterstützt die Region in dem ostafrikanischen Land, aber in ganz anderen Bereichen. Durch Kleinstinvestitionen soll die Lebensgrundlage von Bauern verbessert werden. Ein Großteil lebt von Subsistenzwirtschaft.

So wie Azmera - bis vor zwei Jahren. Seither wird sie durch ein Projekt der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), unterstützt. Acht Hühner hat sie bekommen, im vergangenen Jahr konnte die 45-Jährige damit - neben dem Eigenverbrauch - insgesamt 900 Eier am Markt in der nächstgrößeren Stadt verkaufen und nahm 2.700 Birr (115 Euro) ein. Geld, mit dem Azmera ihre Familie ernährt, Schuluniformen und Bücher für ihre fünf Kinder kauft, sagt sie bei dem Besuch einer österreichischen Parlamentarier- und Journalistendelegation in Äthiopien.

Azmera wird von der ADA als „Best practice-Modell“ gehandelt, vor allem, seit sie auch Mitglied des Landtages ist. Damit habe sich nicht nur ihre ökonomische Situation, sondern auch ihr sozialer Status verbessert, erklärt sie. Die tüchtige Geschäftsfrau soll für die gesamte Zone Nord-Gondar als Vorbild fungieren. „Spill-Over-Effect“ nennt das der Vizepräsident der Lokalregierung der Amhara Region, Binalf Andualem, im Gespräch mit der APA.

In Azmeras Dorf werden auch andere Bauern unterstützt. Seit Start des Projekts, das die ADA in Kooperation mit der Lokalregierung in der Amhara Region, durchführt, profitierten insgesamt 15.000 Menschen. Die Landwirtschaft ist der größte und wichtigste Sektor und beschäftigt gut 85 Prozent der Bevölkerung. Er hat einen Anteil von knapp 50 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und besteht aus überwiegend kleinräumiger Subsistenzwirtschaft, Wanderfeldbau und Pastoralisten.

Asmaru ist Milchbauer und bekam eine Zuchtkuh. Durch eine spezielle Kreuzung gibt die Kuh fast doppelt soviel Milch wie eine lokale Rasse. Den Erlös durch den Verkauf der Butter, die er mit der überschüssigen Milch produziert, verwendet der dreifache Vater ebenfalls für die Schulbildung seiner Kinder.

Der 33-jährige Asmar, der schon seit fünf Jahren Nutznießer des Projektes in der Grenzregion zum Sudan und Eritrea ist, baut Getreide an. Von der in weiten Teilen des Landes drohenden Dürreperiode ist der Getreidebauer nicht betroffen. „Der Regen war ausreichend“, lässt er wissen. Durch die ertragreichen Weizensorten, die die Bauern von der ADA bekommen, kann die Produktivität gesteigert werden. Die „Widerstandsfähigkeit“ soll damit verbessert werden. Derzeit sind 8,2 Millionen Äthiopier von Nahrungsmittelhilfe abhängig, im kommenden Jahr soll sich diese Zahl verdoppeln. Aber auch das Bewusstsein für nationale Ressourcen und deren Schutz muss gefördert werden, betont Ato Amare vom Büro für Katastrophenschutz der lokalen Regierung.

Asmar konnte durch die verbesserten Hybridsamen seine Erträge steigern. Mittlerweile hat er 20.000 Birr (854 Euro) auf dem Bankkonto, sagt er stolz. „In zwei Jahren kann ich mir vielleicht ein Tuk-Tuk kaufen“, so Asaria, der noch keine Kinder hat.

Über Autos verfügen nur wenige Äthiopier - wenn, dann vor allem die Mittel- und Oberschicht in der Hauptstadt Addis Abeba. In der Region Amhara ist die Bevölkerung Großteils zu Fuß, mit dem Rad oder Eselkarren - oder eben mit dem Tuk-Tuk - unterwegs. Ob die lokale Bevölkerung von den chinesischen Investitionen in die äthiopische Infrastruktur profitiert, ist fraglich. Kritiker werfen dem Land der Mitte zudem vor, Menschenrechte in dem Land zu vernachlässigen.

Auf die Frage österreichischer Journalisten, was europäische Geber bei der Zusammenarbeit mit der äthiopischen Regierung von den Chinesen unterscheide, lacht der Vizepräsident von Amhara. Die Antwort bleibt er schuldig. „Wir reden auch über sensible Themen, das unterscheidet uns wahrscheinlich von anderen Gebern“, ergänzt Petra Bayr, SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung.