Amerikaner dokumentierte Röntgenstrahlen unbewusst schon 1890

Würzburg/Washington (APA/dpa) - Verpasste Chance auf weltweiten Ruhm: Wenn Arthur W. Goodspeed nur ein wenig länger über die sonderbare Ersc...

Würzburg/Washington (APA/dpa) - Verpasste Chance auf weltweiten Ruhm: Wenn Arthur W. Goodspeed nur ein wenig länger über die sonderbare Erscheinung auf seinem Fotopapier nachgedacht hätte, würden die Röntgenstrahlen heute vielleicht Goodspeed-Strahlen heißen. Denn der amerikanische Physiker hatte die von Wilhelm Conrad Röntgen 1895 entdeckten und später nach ihm benannten Röntgenstrahlen schon fünf Jahre zuvor dokumentiert.

Nur konnte er sich darauf keinen Reim machen und legte das Foto mit den komischen Bilderscheinungen einfach zur Seite. Goodspeed wollte mit einem Fotografen durch Funkeninduktoren erzeugte Blitzentladungen fotografieren, um sie später mit Aufnahmen von natürlichen Blitzen zu vergleichen. An dem Abend im Februar 1890 soll Goodspeed dem Fotografen auch die faszinierenden Leuchterscheinungen in Glasröhren gezeigt haben, die von Kathodenstrahlung ausgelöst werden. Neben der Röhre lagen noch unbelichtete Fotokassetten mit Münzen und Gewichtsplatten darauf.

Tage später entdeckten die beiden schließlich beim Entwickeln der Fotoplatten die merkwürdigen, runden Strukturen auf den Bildern. Doch statt der Sache auf den Grund zu gehen, ging Goodspeed von einem Fabrikationsfehler aus und legte die Platten zur Seite. Sechs Jahre später, als Röntgens Entdeckung in aller Munde war und auch Goodspeed davon erfuhr, machte er sich doch noch mal über die Strukturen Gedanken. Dabei wurde ihm klar: Er hatte unbemerkt die erste Röntgenaufnahme von Münzen gemacht. „Wegen unserer Nachlässigkeit der Sache nachzugehen, können wir keinerlei Ansehen dafür beanspruchen“, bedauerte er noch 1929 in einem Brief an einen Röntgen-Biografen.