Uni Innsbruck

Gruppenbild mit bald zwei Damen

Derzeit führen weltweit 41 Personen den Titel eines Ehrendoktors der Universität Innsbruck.
© Tiroler Tageszeitung

Ein Missverhältnis honoris causa: Die Universität Innsbruck hat bislang erst eine Frau mit dem Ehrendoktor gewürdigt.

Von Joachim Leitner

Innsbruck –Dass die Universität Innsbruck mit Ehrentiteln um sich wirft, kann wahrlich nicht behauptet werden. Im Gegensatz zu den USA, wo es seit Jahren zum guten Ton universitärer PR und akademischen Netzwerkens gehört, dass mit Ehrendoktortiteln ausgestattete Wirtschaftskapitäne, Politiker oder Prominente der jeweiligen Bildungsinstitution etwas Aufmerksamkeit verschaffen, gibt es hierzulande keine Tradition öffentlichkeitswirksamer Doktorspiele.

Innsbrucks erste Ehrendoktorin: die Philosophin Agnes Heller.
© dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Jedem „honoris causa“ geht ein aufwändiges Prüfungsverfahren voraus. Erst nach mehreren unabhängigen Gutachten entscheidet das Rektorat, beraten durch eine eigens zusammengestellte Ehrungskommission, über die Vergabe der prestigeträchtigen Auszeichnung.

Dabei sei, erklärt Hans Moser, Alt-Rektor der Uni Innsbruck im TT-Gespräch, neben „unbestreitbarer wissenschaftlicher Leistungen“ auch die nachweislich enge Beziehung zur Universität maßgeblich. Ohne diese sei eine Auszeichnung nicht zu rechtfertigen, so Moser.

Derzeit dürfen sich 41 Personen Ehrendoktor der Leopold Franzens Universität Innsbruck nennen. Die meisten stammen aus den naturwissenschaftlichen Disziplinen (14). Auch Philosophie und Wirtschaftswissenschaften sind mit jeweils sechs Doktoren stark vertreten.

Augenfälliger als diese Verteilung, aus der sich durchaus auch die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Uni ablesen lassen, ist aber etwas anderes: Mit Ágnes Heller wurde bislang erst einer Wissenschaftlerin der Innsbrucker Ehrendoktortitel verliehen. Die renommierte ungarische Philosophin wurde im März dieses Jahres gewürdigt.

„Natürlich spiegelt dieser erstaunliche Umstand die fraglos bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen von Frauen in keiner Form wider“, sagt Moser. Und es bestehe auch kein Zweifel daran, dass das offensichtliche Missverhältnis bei zukünftigen Entscheidungen mitbedacht werden müsse. Um so erfreulicher allerdings sei deshalb, dass auch der nächste Ehrendoktortitel an eine Frau gehen wird.

Wobei die Würdigung der Dichterin Friederike Mayröcker am kommenden Mittwoch auch unter anderen Gesichtspunkten ein Novum bedeutet: Erstmals zeichnet die Universität Innsbruck keine Wissenschaftlerin, sondern eine – so Moser – „über jeden Zweifel erhabene Künstlerin“ aus einem an die Wissenschaft grenzenden Feld aus. Der Vorschlag von Mayröcker kam aus dem Forschungsinstitut Brenner Archiv.

Über einen solche Lockerung der Kriterien sei bereits in seiner Zeit als Rektor in den 1990er-Jahren nachgedacht worden, erklärt Moser. So stand beispielsweise ein Doktor „honoris causa“ für den ehemaligen Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, René Jacobs, im Raum.

Doch anders als an anderen Universitäten, jener in Salzburg beispielsweise, habe es Vorbehalte gegen solche Entscheidungen gegeben. Moser: „Es gab wohl die Befürchtung, den Ehrendoktor, der ja eine wissenschaftliche Würdigung bleiben soll, zu verwässern.“ Weshalb auch die Auszeichnung von Friederike Mayröcker eine Ausnahmeentscheidung bleiben dürfte, die man sich „höchsten alle zwei, drei Jahre“ erlauben könne.

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