Bildungsreform: Eltern fürchten „Weiterleitung der Mängelverwaltung“

Wien (APA) - Mit gemischten Gefühlen sieht der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) die derzeit bekannten ...

Wien (APA) - Mit gemischten Gefühlen sieht der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) die derzeit bekannten Punkte zur Bildungsreform. So sei etwa gegen mehr Schulautonomie grundsätzlich nichts einzuwenden, so Präsident Theodor Saverschel zur APA. „Das große Problem ist nur: Derzeit bedeutet eine Erhöhung der Autonomie nur eine Weiterleitung der Mängelverwaltung.“

Wenn an einer Schule etwa kaum Mittel für Freifächer oder unverbindliche Übungen vorhanden seien, tue sich diese bei der Nutzung von Autonomie schwer: „Schwerpunkte kann ich nur setzen, wenn ich die Stunden dafür habe“, so Saverschel. Gleiches gelte für den Plan, Lehrerstunden für Supportpersonal umwidmen zu können: „Was soll das? Dann gibt es noch weniger Lehrerstunden.“ Dazu komme, dass die Budgets für den Sachaufwand ständig zusammengestrichen würden: „Wir sind zum Teil auf dem Niveau, wo ich mich entscheiden muss, zahle ich die Heizung oder das Klopapier?“

Der BEV, der heute, Freitag, sein 60-Jahr-Jubiläum begeht, wünscht sich bei der Bildungsreform außerdem eine Stärkung der Mitbestimmung. So sollen analog zu den Schulgemeinschaftsausschüssen (SGA) von den Schulpartnern gewählte Gremien auf Landes- und Bundesebene entstehen. Diese könnten dann die derzeit über die Landtagswahlergebnisse bestellten Kollegien der Landesschulräte ersetzen. Gestärkt werden müsse auch das Qualitätsmanagement bzw. das Lehrer-Feedback an den Schulen: „Das wird zwar jetzt schon gemacht, das sind aber zahnlose Tiger.“ Eingebunden werden sollten die SGA auch bei der Erstellung der Feedbackbögen und bei der Direktorenauswahl.

Skeptisch sieht Saverschel die derzeit diskutierte Änderung des Lehrerbilds: „Die Frau Ministerin sagt immer wieder, dass die Lehrer der Zukunft Lernbegleiter und nicht mehr Wissensvermittler sein sollen. Das sehen wir sehr problematisch, in der Unterstufe kann man das nicht machen. Bestimmte Dinge muss ich den Schülern beibringen - ich kann sie nicht recherchieren lassen, wie viel drei mal drei ist.“

Bei Maßnahmen, die wie etwa der Ausbau der Ganztagsschule eine Änderung der Infrastruktur erfordern, sollte nach Elternansicht erst mit den Baumaßnahmen begonnen werden. „Wir halten es für sinnvoller, zuerst die Infrastruktur bereitzustellen und dann die Maßnahmen zu realisieren. Derzeit ist das eher umgekehrt: Da sagt man sich: ‚Probieren wirs erst einmal, vielleicht passt es ja eh.“

Schließlich verlangt der BEV unter dem Motto „Vielfalt statt Eintopf“ die Beibehaltung des differenzierten Schulsystems bzw. der Langform des Gymnasiums sowie mehr Begabtenförderung und Förderstunden.