Test

Dreier reicht für ausgezeichnet

© Gregor Zoller

Aufgeladene Dreizylinder-Aggregate sind nicht nur salonfähig geworden, sondern sorgen für adäquates, effizientes Vorankommen – etwa im Seat Leon Ecomotive.

Von Markus Höscheler

Tübingen –Ehrgeizige Eltern von Schulkindern wünschen sich das nicht selten, einen ausgezeichneten Erfolg, ausgewiesen im Abschlusszeugnis. Doch es gibt knifflige naturwissenschaftliche Fächer, etwa Physik oder Chemie – oder gar Mathematik, die all zu gerne das Ergebnis mit einem Dreier verhageln. Gute Kenntnisse in diesen und anderen Disziplinen sind aber die Voraussetzung dafür, einen Motor zu konstruieren, der möglichst viel leistet, wenig Treibstoff verbraucht und sich beim Ausstoß von Schadstoffen zurückhält.

Ein diesen Ansprüchen genügendes Aggregat führt seit Kurzem der Seat Leon Ecomotive unter der Motorhaube spazieren. Nicht einmal einen Liter Hubraum kann es ausreizen, um 115 PS zu generieren und zwischen 2000 und 3500 Umdrehungen/Minute ein sattes Drehmoment von 200 Newtonmetern zu entwickeln. Nebenbei bescheidet sich die überschaubare Maschine auf dem Prüfstand mit 4,3 Litern je 100 Kilometer.

Diesen Fabelwert erreichten wir im TT-Test zwar nicht, aber wir waren mit 6,1 Litern je 100 Kilometer auch zufrieden, zumal wir uns nicht scheuten, den 1,2 Tonnen schweren Kompaktwagen bevorzugt über deutsche Auto­bahnen zu scheuchen. Der Spanier nahm die ihm gestellten Aufgaben gerne an, hing gut am Gas, geizte nicht mit ordentlichem Durchzug und ansprechender Laufkultur – selbst Tempi nahe 200 km/h waren ihm keine Bürde, der Sprint von null auf 100 km/h gelang ihm in weniger als zehn Sekunden.

Die Technik

Motor: Dreizylinder-Turbobenziner

Hubraum: 999 ccm

Drehmoment: 200 Nm bei 2000 U/min

Leistung: 85 kW/115 PS

L/B/H: 4263/1816/1459 mm

Gewicht: 1202/1720 kg

Kofferraumvolumen: 380 l

Tankinhalt: 50 l

Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h

0 – 100 km/h: 9,6 Sekunden

Verbrauch: 6,1 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Vorderradantrieb

Preis: 23.180,94 Euro

CO2-Emission: 99 g/km

Eine Fahrweise, die öster­reichischen Gepflogenheiten entspricht, kann gut und gerne dazu führen, dass im Schnitt ein halber bis einen Liter weniger Verbrauch am Bordcomputer angezeigt wird. Allerdings ist der Seat Leon eine Versuchung, was nicht nur seinem dynamischen Design geschuldet ist, das seit gut drei Jahren immer noch sehr frisch wirkt. Das liegt auch an der leicht sportlichen Abstimmung des Fahrwerks, der präzisen Lenkung und dem knackig ausgeführten Sechsgang-Handschalter.

Mit der Sicht nach hinten mag der Fahrer etwas Müh­e haben, ansonsten tut sich der Leon-Insasse schwer beim Auffinden von Kritikpunkten: Die Verarbeitung der zum überwiegenden Teil hochwertigen Materialien ist ausgesprochen gut, das Instrumentarium lässt sich klar ablesen, der Bordcomputer über Lenkradtasten einfach bedienen.

Das Media System Colour kann als ausreichend bezeichnet werden, erst recht mit der Sonderausstattung in Gestalt des Navigations­systems (910,17 Euro extra). Die Zweizonen-Klimaautomatik kommt auch dem Beifahrer zugute, ab Werk wohlgemerkt, das Ablagenpaket und die abgedunkelten Scheiben hinten sind gesondert zu bezahlen: 203,33 beziehungsweise 237,22 Euro. So summiert sich der Testwagen-Preis auf 23.180,94 Euro.

Von einem Kompaktwagen mehr zu wünschen, erinnert bereits an zu ehrgeizige Eltern – mit diesem Leon-Dreier fährt es sich ausgezeichnet.