Türkische Polizei durchsucht Verband der Gülen-Bewegung

Ankara (APA/AFP) - Die türkische Polizei hat am Freitagnachmittag laut örtlichen Medien Büroräume eines einflussreichen Verbandes in Ankara ...

Ankara (APA/AFP) - Die türkische Polizei hat am Freitagnachmittag laut örtlichen Medien Büroräume eines einflussreichen Verbandes in Ankara durchsucht, der Verbindungen zu dem islamischen Prediger und Erdogan-Rivalen Fethullah Gülen haben soll.

Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurde der Hauptsitz des Türkischen Unternehmer- und Industriellenverbands (Tuskon) auf Antrag eines Staatsanwalts durchsucht. Der Polizeieinsatz richte sich gegen „den parallelen Staat“, wie die Gülen-Bewegung von den türkischen Behörden genannt wird.

Tuskon bestätigte den Polizeieinsatz über den Kurznachrichtendienst Twitter. Der 2005 gegründete Verband zählt rund 55.000 Mitglieder.

Nach dem starken Wahlergebnis der Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan am vergangenen Sonntag geht die türkische Polizei verstärkt gegen seinen politischen Widersacher Gülen vor. Bei einer Razzia in 18 türkischen Provinzen waren am Dienstag etwa 40 mutmaßliche Anhänger Gülens festgenommen worden. Bereits vor den Wahlen hatte die türkische Polizei in Istanbul den Hauptsitz der Mediengruppe Koza-Ipek gestürmt, die der Gülen-Bewegung nahe steht.

Dem 74-Jährigen Gülen werden Ambitionen auf einen Umsturzversuch nachgesagt. Der Prediger gilt seit einem Zerwürfnis im Jahr 2013 als Erzrivale von Erdogan und lebt im Exil in den USA. Gegen Gülen wurde im September ein neuer Haftbefehl erlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in einer 1453 Seiten langen Anklageschrift unter anderem die Bildung einer terroristischen Organisation, Fälschung offizieller Dokumente und Verleumdung vor. Dass die USA Erdogans Erzfeind an die Türkei ausliefern, gilt als wenig wahrscheinlich.