Der Wacker-Lauf fußt auf sieben Säulen
Vom Fast-Absteiger zum Fast-Herbstmeister der Sky Go Erste Liga. Der FC Wacker lässt die Tiroler Fußball-Herzen weiter höherschlagen.
Von Tobias Waidhofer
Innsbruck –Feste muss man feiern, wie sie fallen. „Also dann, ab zur Party“, verabschiedete sich Alex Riemann am Freitagabend aus dem Interviewbereich des Wörthersee-Stadions. Der 2:1-Sieg bei Austria Klagenfurt war nach drei sieglosen Pflichtspielen Balsam auf die Wacker-Seele.
Dass durch den Erfolg in Kärnten für den Fast-Absteiger der Vorsaison der Herbstmeistertitel quasi auf dem Servierteller bereitliegt, war dabei für Trainer Klaus Schmidt nur eine Nebensache: „Das ist gar kein Thema. Für mich war es wichtig, wieder einmal ein Spiel zu gewinnen.“ Denn das Gewinnen, das dem FC Wacker zwischendurch ziemlich leichtgefallen war, sei in den vergangenen Wochen deutlich schwerer geworden. „Genau deshalb hat der Sieg in Klagenfurt auch einen besonderen Charme.“
Über den verfügt auch die Wacker-Truppe 2015/16. Vier bzw. sechs Punkte Vorsprung haben die Innsbrucker in der Tabelle auf St. Pölten bzw. den LASK (ein Spiel weniger). Und das, nachdem man vergangene Saison noch fast abgestiegen war. Sieben Gründe für den Erfolgslauf:
Der Teamgeist: Die Mannschaft ist eine absolute Einheit. Die Stimmung rund um die Kabine zeugt von Enthusiasmus. Das ist auch ein Verdienst von Trainer Klaus Schmidt. Selbst Ergänzungsspieler wie zum Beispiel Daniel Rosenbichler ordnen sich zu Gunsten des stimmigen Gesamtbilds unter.
Die Selbstverantwortung: Die Spieler machen sich untereinander Gedanken, wie sie sich verbessern können. So war der Führungstreffer von Flo Jamnig nach Alex-Riemann-Flanke eine einstudierte Variante. „Wir haben ausgemacht, dass wir das so machen können“, verriet Jamnig. „Wir haben’s im Training öfter probiert. Wenn die Flanke Richtung Tor kommt, ist das ganz schwer zu verteidigen.“
Das taktische Rüstzeug: Die Matchpläne von Klaus Schmidt gehen meistens auf. In Klagenfurt bereitete er am Freitag sein Team auf viele hohe Bälle vor. Die kamen auch und wurden von den Innsbruckern (fast) perfekt verteidigt. „Die Buam hinten haben die hohen Bälle hervorragend verteidigt“, lobte der 48-Jährige. Dass es bei „70 hohen Bällen ein-, zweimal gefährlich wird“, sei normal.
Und es gibt weitere Bespiele für gut eingestellte Innsbrucker: Beim 1:0-Sieg in Liefering entnervten die Schwarzgrünen die technisch hochbegabten Jungbullen mit einem Defensiv-Bollwerk, auch der Auswärtssieg beim LASK (1:0) war beeindruckend.
Die Auswärtsstärke: acht Siege in neun Spielen. Würde der FC Wacker nur auswärts spielen, könnte man den Meistersekt schon einkühlen. Die Folge: Das Tivoli muss wieder zur Festung werden. Drei Siege stehen dort ebenso vielen Remis und zwei Niederlagen gegenüber.
Die Neuzugänge: Bei den Transfers hatte sich der FC Wacker in den vergangenen Jahren (Djokic, Sahanek, ...) nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, diesmal gab’s fast nur Volltreffer. Die zwölf Saisontore von Thomas Pichlmann sprechen für sich. Christoph Freitag ist in der Mittelfeldzentrale mit seiner Zweikampfstärke eine Macht, Alex Riemann mit seiner Technik und seinem Tempo eine Waffe. Links hinten hat sich der 19-jährige Michael Lercher einen Stammplatz erkämpft und Daniel Rosenbichler ist und bleibt eine wertvolle Alternative.
Die Tiroler: Als dem FC Wacker zwischenzeitlich Jürgen Säumel, Thomas Pichlmann, Christian Deutschmann, Alex Hauser, Christoph Freitag sowie Danijel Micic abhandenkamen, prophezeiten dem FC Wacker viele einen Absturz. Doch für die Arrivierten sprangen andere in die Bresche: Dominik Popp überzeugt in der Innenverteidigung mit Lufthoheit. Alex Gründler und Armin Hamzic haben sich von Ergänzungsspielern längst zu gestandenen Profis entwickelt. Rami Tekir und Michael Augustin setzten punktuelle Highlights. Und als es darauf ankam, stand auch Kevin Nitzlnader seinen Mann auf der Doppel-Sechs. Akteure wie Florian Jamnig und Sebastian Siller sowie die Edel-Routiniers Alex Hauser und Andi Hölzl sind aus der Stammelf nicht wegzudenken.
Der Rückhalt: Leicht war der Saisonstart für Pascal Grünwald nicht. Der Körper zwickte, lange musste sich der Ex-ÖFB-Teamgoalie gedulden, bevor er den Platz zwischen den Pfosten wieder einnehmen durfte. Seit seiner Rückkehr spielt der 33-Jährige aber überragend. In Klagenfurt zeigte Grünwald beim Spielstand von 0:0 eine sensationelle Parade gegen Patrik Eler. Auch in Kapfenberg oder beim LASK war der Schlussmann Ruhepol und defensives Gewissen zugleich.