Flüchtlinge

Kufsteiner sollen besser informiert werden

Ein Teil der Kufsteiner Gemeinderäte besichtigte das Flüchtlingslager, in dem täglich mehrere Hundert Menschen eintreffen.
© Michael Mader

Nach dem Besuch im Flüchtlingslager fordert ein Teil der Gemeinderäte eine öffentliche Gemeindeversammlung in Kufstein.

Von Michael Mader

Kufstein –Die vielen freiwilligen Helfer des Roten Kreuzes sind mittlerweile seit zweieinhalb Monaten im Flüchtlingslager in Kufstein Tag und Nacht im Einsatz. Bis zu 1200 Menschen auf der Flucht werden hier täglich durchgeschleust, immer wieder auch mehr – was nicht nur die Helfer an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringt.

Bürgermeister Martin Krumschnabel (Parteifreie) hat nach der Forderung seines Vizebürgermeisters Walter Thaler (FPÖ/GKL) nach einem Sondergemeinderat zur Flüchtlingsproblematik spontan zu einer Begehung des Lagers eingeladen. Kurz vor der Besichtigung waren erneut rund 500 Flüchtlinge im Lager angekommen, wo sie mit dem Notwendigsten versorgt wurden. „Noch werden pro Stunde 50 Personen mit dem Bus zum Kufsteiner Bahnhof gebracht“, erklärte Bezirksrettungskommandant Gerhard Thurner den Kufsteiner Politikern. Dort werden sie mit dem Zug über die Grenze nach Deutschland gebracht. Bis zu 1200 Flüchtlinge pro Tag können so das Lager in Kufstein wieder verlassen.

Die politischen Entscheidungsträger aus Kufstein konnten sich nun am Samstag persönlich von der Not der Menschen auf der Flucht überzeugen.

Krumschnabel hoffte, dass damit alle Fragen und auch Ängste beseitigt wurden. Ein Sondergemeinderat gehe sich aufgrund der zeitlichen Nähe zur nächsten Gemeinderatssitzung ohnedies nicht aus.

Aber auch nach der Besichtigung herrschte dieselbe Uneinigkeit wie vorher: „Ich fordere eine öffentliche Gemeindeversammlung, in der die Bevölkerung informiert wird“, stellte Stadtrat Horst Steiner (Bürgerliste) klar. Auch Thaler glaubt, dass die Kufsteiner mehr Aufklärung über die Vorgänge in Sachen Flüchtlinge brauchen: „Es wird hier einfach viel zu wenig informiert.“

Krumschnabel kann den Vorwurf nicht verstehen: „Wir informieren schon umfassend mittels Medien und auf der Homepage der Stadt.“ Bei einer Gemeindeversammlung würden ein paar Hundert Leute kommen, über die Medien können Hunderttausende erreicht werden. Der Bürgermeister machte die Mandatare einmal mehr darauf aufmerksam, dass die Stadt in Sachen Flüchtlinge nicht zuständig sei: „Es ist entbehrlich, über etwas zu schimpfen, das wir nicht ändern können. Mir wäre wichtiger, dass sich der Gemeinderat Gedanken macht, wie man den Leuten besser helfen könnte.“

Zumindest gab es abseits des Politgeplänkels auch positive Nachrichten in Sachen Flüchtlinge: Ein dreijähriges Mädchen aus Syrien hat seine Eltern während der Flucht in Slowenien verloren. Mit Hilfe eines jungen Mannes kam sie schlussendlich in Spielfeld an, wo über den Suchdienst des Roten Kreuzes und der Caritas versucht wurde, die Eltern wieder ausfindig zu machen. Und sie wurden gefunden: im Notquartier in Kufstein. Rasch und unbürokratisch gelang so die Familienzusammenführung in der Festungsstadt.

Die versprochene Hilfe durch das Österreichische Bundesheer für die rund 20 Polizisten, die im Schichtdienst für Ordnung und Sicherheit im und rund um das Lager sorgen, ist auch am Samstag noch nicht in Kufstein eingetroffen. Dem Vernehmen nach sollte es aber am Montag so weit sein. Nach einer kurzen Einschulungsphase könnten die Soldaten dann bereits am Dienstag die Polizei unterstützen.

Viele Freiwillige kümmern sich in Kufstein unter anderem um die Essensausgabe an die vielen Flüchtlinge.
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