Tirol

Strafvollzug auf das Leben danach ausrichten

Jugendschutz: Seit November soll eine Sozialnetz-Konferenz Jugendliche aus der Zelle holen.
© Thomas Böhm

Innsbruck – Die deutschen Gefangenen-Gewerkschaft (GG/BO) regte zuletzt in Innsbruck an, eine ähnliche Einrichtung in Österreich zu etablier...

Innsbruck –Die deutschen Gefangenen-Gewerkschaft (GG/BO) regte zuletzt in Innsbruck an, eine ähnliche Einrichtung in Österreich zu etablieren. Es geht darum, gegen arbeitsrechtliche Missstände von Häftlingen zu kämpfen (die TT berichtete). In einem Punkt geht der heimische Verein Neustart, der sich seit über 50 Jahren um die Belange von Häftlingen bemüht, konform: Häftlinge seien weltweit mit Ausbeutung konfrontiert. Andreas Zembaty, Sprecher der Einrichtung, findet vor allem die Entwicklung in den USA bedenklich. Dort werden Haftanstalten zusehends privatisiert, die Insassen als Arbeitskräfte oft ausgebeutet. „Praktisch alle sind beschäftigt. Doch die Löhne sind weit weg von Normalität. Die Rückfallquote ist dramatisch“, weiß Zembaty.

In Österreich werden die Häftlinge nach Metaller-Hilfsarbeiterkollektivvertrag bezahlt, geben aber 75 Prozent des Lohnes an die Justizanstalt ab. Wie in anderen Ländern geht es auch in Österreich oft um systemerhaltende Arbeiten. „Häftlinge sollten das Recht auf Arbeit haben, doch nicht nur Boden putzen und in der Bäckerei der Anstalt helfen.“ Zembaty plädiert für „Vollbeschäftigung und Ausbildungscharakter“. Dementsprechend schlägt er ein Kompetenzzentrum für Jugendliche vor, damit sie eine zeitgemäße Lehre machen können. So würden sie nach der Haft eine Chance am Arbeitsmarkt haben. „Die derzeitigen Ausbildsstätten in Haft sind entbehrlich“, kritisiert Zembaty, das vermittelte Know-how sei oft veraltet. Erwachsene Häftlinge brauchen Nachschulungen, „doch leider ist das AMS (Arbeitsmarktservice) nicht motivierbar, in die Justizanstalten zu gehen“. Insgesamt sei es notwendig, den Strafvollzug zu verändern und auf das Leben danach auszurichten. (sst)

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