Wien Modern: „Whatever Works“ als bissige Politsatire mit Trashfaktor

Wien (APA) - Hilfe als Selbsthilfe für Politikerinnen: Bissig und satirisch präsentiert sich die Musiktheaterpremiere des heurigen Wien-Mode...

Wien (APA) - Hilfe als Selbsthilfe für Politikerinnen: Bissig und satirisch präsentiert sich die Musiktheaterpremiere des heurigen Wien-Modern-Festivals. Unter dem Titel „Whatever Works“ haben Manuela Kerer und Arturo Fuentes ein Libretto von Dimitre Dinev zu einem humorvollen, vielgesichtigen Opernabend verarbeitet, dessen Uraufführung am Samstag im Rabenhoftheater mit Jubel aufgenommen wurde.

Die Thematik ist dabei am Puls der Zeit, entfaltet sich das Geschehen doch um eine für Katastrophenhilfe zuständige Beamtin (Shira Karmon), die ihre Chefin, die Außenministerin (eine eiskalt-zynische Sarah Maria Sun), von einer Hilfslieferung in eine Erdbebenregion überzeugen will. Aus dem zunächst zugesagten Lkw werden letztlich nur drei Staatslimousinen, da sich diese Geste besser verkaufen lässt.

Die echte Hilfe für die Betroffenen ist dagegen sekundär. Dabei tut Helfen an sich ja ausgesprochen gut, ist es doch sehr beruhigend zu wissen, dass andere noch schlechter dran sind als man selbst, so Dinev. Er prangert in seinem Libretto die verlogene paternalistische Haltung des Westens an und lässt Frieden auf Hämorrhoiden reimen. „Doch diesmal zahlen wir sehr gern, so lang die Flüchtlinge uns bleiben fern“, lautet die letzte Chorzeile des Abends.

Zwischen den Polen wandeln auch die beiden Komponisten des Werkes, Arturo Fuentes, gebürtiger Mexikaner mit österreichischem Wohnsitz, und die Südtirolerin Manuela Kerer. Sie haben sich die beiden Handlungsstränge von „Whatever Works“ - der Kampf der Worte zwischen den Politikerinnen und der reale Kampf der drei Chauffeure auf Hilfsmission - aufgeteilt. Entsprechend disparat präsentiert sich bisweilen die Arbeit musikalisch. Fuentes packt in seine Sequenzen elektronische Einspielungen, Stimmdopplungen und paraphrasiert Werke wie „We are the Champions“ von Queen oder die Habanera aus Bizets „Carmen“. Kerer hingegen setzt auf die sechs analogen Musiker des Ensembles Phace, die sie aber als zwecks Geräuscherzeugung bisweilen mit Wasser planschen lässt.

Szenisch entspricht die Arbeit von Regisseur Michael Scheidl der vielgestaltigen Vorlage, setzt der netzzeit-Impresario doch bewusst auf trashiges Bühnenbild, sichtbare Umbauten und Requisiten im Stile einer Off-Revue. Limousinenfahrer rasen mit umgeschnallten Autos vor der Leinwand durch die Wüste, während die Politikerinnen statt einem Spiegelbild in einen Videofilm von sich blicken. Der theatrale Effekt funktioniert aber und schafft die Balance zwischen Komik und ernster Botschaft. Whatever Works eben.

(S E R V I C E - „Whatever Works“ von Manuela Kerer/Arturo Fuentes (Musik) und Dimitre Dinev (Libretto) im Rahmen von Wien Modern im Rabenhoftheater, Rabengasse 3, 1030 Wien. Regie: Michael Scheidl, Dirigent: Simeon Pironkoff am Pult des Phace Ensembles. Mit Sarah Maria Sun, Shira Karmon, Belinda Loukota, Stefan Bleiberschnig, Martin Busen, Vasily Khoroshev, Bibiana Nwobilo und John Sweeney. Weitere Aufführungen am 8. und 12. November. www.rabenhoftheater.com/saison-2015-16/premieren/whatever-works/)