Ägypten

Ägyptische Ermittler gehen von Bombe als Absturzursache aus

Ein Wrackteil der abgestürzten Maschine. Sie soll in der Luft zerbrochen sein - offenbar wegen einer Bombenexplosion.
© RUSSIAN EMERGENCY MINISTRY

Mehrere Regierungen hatten es bereits als Vermutung ausgesprochen, nun bestätigen diesen Verdacht auch die Ermittler: An Bord des über dem Sinai abgestürzten Flugzeug soll eine Bombe detoniert sein. Russland hatte einen Anschlag bereits kurz nach dem Absturz ausgeschlossen.

Kairo – Grund für den Absturz des russischen Verkehrsflugzeugs in Ägypten mit 224 Toten ist vermutlich ein Bombenanschlag. Davon gehen eine Woche nach der Katastrophe inzwischen auch die ägyptischen Ermittler aus. „Wir sind zu 90 Prozent sicher, dass es eine Bombe war“, sagte ein Mitglied des Ermittlerteams am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Das habe die Auswertung des Flugschreibers ergeben.

Dieser habe als letztes ein Geräusch aufgezeichnet, das höchstwahrscheinlich von der Explosion eines Sprengsatzes stamme. Die ägyptische Regierung hat sich bisher zur Absturzursache bedeckt gehalten und vor vorschnellen Schlussfolgerungen gewarnt. Offiziell hieß es lediglich, es werde kein Szenario ausgeschlossen. Westliche Länder allerdings äußerten bereits die Vermutung, dass an Bord der Maschine eine Bombe explodierte.

Geringe Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen

Das Flugzeug vom Typ Airbus A321 war am 31. Oktober im Urlaubsort Sharm el-Sheikh auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel gestartet und sollte nach St. Petersburg fliegen. 23 Minuten nach dem Start war es plötzlich abgestürzt. Ein Ableger der Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), der auf dem Sinai aktiv ist, hatte erklärt, einen Anschlag auf die Maschine verübt zu haben - als Vergeltung für die russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es eines der größten Attentate seit dem Anschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York.

Die Sicherheitsmaßnahmen an ägyptischen Flughäfen gelten als gering. Reisende berichten von unzureichenden oder ganz ausbleibenden Kontrollen. Es ist ohneweiteres möglich, Flaschen mit Flüssigkeiten oder Glas im Handgepäck in die Maschine zu bringen. Die schlecht bezahlten Angestellten führen ihre Arbeit häufig unmotiviert wirkend und oberflächlich aus. Das ägyptische Luftfahrtministerium hingegen betont, alle Flughäfen im Land entsprächen internationalem Standard. Sie würden regelmäßig auf nationaler wie internationaler Ebene überprüft.

Rund 300 Österreicher in Sharm el-Sheikh

Russland begann am Wochenende damit, die nach dem Absturz in Ägypten festsitzenden rund 80.000 russischen Urlauber nach Hause zu fliegen. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge wurden binnen 24 Stunden 11.000 Touristen mit Sonderflügen in die Heimat gebracht. Den Linienverkehr nach Ägypten hat die Regierung in Moskau vorläufig untersagt. Auch Großbritannien hat ein Flugverbot verhängt und will binnen zehn Tagen alle rund 20.000 in Sharm el-Sheikh gestrandeten Briten zurückbefördern.

Österreicher befinden sich weiterhin mehr als 300 in dem ägyptischen Badeort. Zwar brachte die Fluglinie flyniki Sonntagfrüh österreichische Urlauber nach Wien zurück, allerdings seien auch ungefähr ebenso viele neue Touristen mit der Maschine am Samstagabend in den ägyptischen Badeort gereist, teilte Außenministeriumssprecher Thomas Schnöll der APA am Sonntag mit.

Aufnahmen der Überwachungskameras ausgewertet

Auf der Suche nach der Absturzursache werteten die ägyptischen Ermittler auch die Aufnahmen der Überwachungskameras am Flughafen Sharm el-Sheikh aus. „Wir wollen herausfinden, ob sich zum Beispiel jemand an den Sicherheitskräften oder den Metalldetektoren vorbeigeschlichen hat“, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte zu Reuters. Auch ob es irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten unter den Polizisten oder den Flughafenbeschäftigten gegeben habe, werde überprüft.

Auch auf der Luftfahrtmesse in Dubai, die am Sonntag begann, dürfte der Absturz ein großes Thema werden. Der Chef der Fluggesellschaft Emirates, Tim Clark, äußerte die Erwartung, dass die Branche nun mit Forderungen nach strengeren Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert werde. Für sein Unternehmen habe er eine Überprüfung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen angeordnet. Flugstreichungen seien aber nicht vorgesehen. Emirates bietet keine Linienflüge nach Sharm el-Sheikh an. (APA/Reuters/AFP/dpa)