Kroatien-Wahl - Neue Partei „Most“ könnte Entscheidungsfaktor werden
Zagreb (APA/dpa) - Eine neue Partei ist bei der Parlamentswahl in Kroatien zur drittstärksten Kraft avanciert und dürfte über die neue Regie...
Zagreb (APA/dpa) - Eine neue Partei ist bei der Parlamentswahl in Kroatien zur drittstärksten Kraft avanciert und dürfte über die neue Regierung in Zagreb entscheiden. Für das jüngste EU-Mitglied markiert das eine Zeitenwende. Kommen jetzt die lange verschleppten Reformen?
Die Wahl brachte das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Wahlbündnissen der regierenden Sozialdemokraten (SDP) und der konservativen Oppositionspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft).
Beide Lager dürften etwa 56 Sitze im Parlament mit 140 gewählten Abgeordneten erhalten, wie kroatische Medien auf der Basis von umfangreichen Nachwahlbefragungen übereinstimmend berichteten.
Zuletzt lag das HDZ-geführte Wahlbündnis „Patriotische Koalition“ mit 57 Mandaten einen Sitz vor dem von den Sozialdemokraten (SDP) angeleitete regierenden Wahlbündnis „Kroatien wächst“.
Die staatliche Wahlkommission strapazierte wie schon bei der Präsidentenwahl im Jänner die Geduld der Kroaten: Erst drei Stunden nach Schließung der Wahllokale wollte sie unvollständige Ergebnisse veröffentlichen.
In der Vergangenheit hatten Nachwahlbefragungen in Kroatien sehr nahe am endgültigen Wahlergebnis gelegen. Am Sonntag wurden rund 30.000 Wähler befragt.
Königsmacher wird wohl die erstmals angetretene Partei MOST (Brücke), die den Nachwahlbefragungen zufolge mit 17 bis 18 Abgeordneten rechnen darf und damit drittstärkste Kraft würde. An der Spitze der neuen Partei steht Bozo Petrov, der sich als erfolgreicher Problemlöser in der kleinen Adriastadt Metkovic einen Namen gemacht hat.
Er macht Front gegen die beiden Großparteien SDP und HDZ, weil sie „reformunfähig“ seien. Aus diesem Grund hatte seine Partei jede Koalition mit den beiden Blöcken ausgeschlossen, die sich seit einem Vierteljahrhundert jeweils an der Regierung abgewechselt hatten.
Der Präsident der staatlichen Wahlkommission, Branko Hrvatin, begründete das lange Warten auf offizielle Daten mit einem komplizierten Zählverfahren. Selbst die Wahlbeteiligung blieb zunächst unbekannt. Dabei waren schätzungsweise nur gut zwei Millionen Stimmzettel auszuzählen.
Die Wahlkommission hatte schon im vergangenen Jänner bei der Wahl des Staatsoberhauptes für einen Skandal gesorgt. Weil ihre Leitungen überlastet waren, konnte selbst das nationale Fernsehen lange Zeit keine Verbindung bekommen. Die Wahlergebnisse wurden erst verspätet bereitgestellt.