„Steuerreform wird überraschen“
Bank-Austria-Experte Bruckbauer: Stimmung in Österreich ist schlechter als die Lage.
Innsbruck –Österreichs Wirtschaft werde wie schon zuletzt auch heuer und im nächsten Jahr Deutschland und dem Durchschnitt der Euroländer hinterherhinken (siehe auch nebenstehende OECD-Prognose), betont Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer gegenüber der TT. Für heuer rechnet er mit einem realen Wirtschaftsplus in Österreich von 0,9 Prozent und 2016 dann von 1,5 Prozent – gegenüber 1,9 bzw. 2,1 Prozent in Deutschland.
Das Problem Österreichs ebenso wie jenes Europas sei, dass man jetzt erst wieder in etwa auf dem Vorkrisen-Niveau von 2008 gelandet sei. Diese Lücke der letzten Jahre sorge für Überkapazitäten in der Wirtschaft und hoher Arbeitslosigkeit.
In Österreich gebe es eine Kluft zwischen Stimmung und tatsächlicher Lage. Bei Befragungen würden sowohl viele Betriebe als auch die Konsumenten ihre finanzielle Situation als gut bis sehr gut einschätzen, die Stimmung sei allerdings sehr schlecht. So liege die Konsumenten-Stimmung, was die weitere Entwicklung in Österreich betrifft, sogar noch unter jener in Griechenland. „Und das hat mit der Realität wohl wenig zu tun“, sagt Bruckbauer.
Das Problem sei das „Misstrauen zwischen Wirtschaft und Politik“ und der Eindruck, dass die Regierung vor allem streite und wenig weiterbringe. „Es fehlt bei etlichen Fragen der Abschluss, das löst eine Spirale der Negativstimmung aus.“ Bestes Beispiel sei die Steuerreform, die „ab 1. Jänner viele gerade auch in ihrem großen Ausmaß überraschen wird“. So bringe die Steuerreform einen kräftigen Reallohn-Zuwachs von durchschnittlich 4 Prozent, vor allem niedrigere Einkommen würden stark profitieren. Das werde den Konsum sicher ankurbeln. Bei der Kommunikation der Steuereform durch die Regierung sei aber bisher vieles schiefgelaufen, sodass zuletzt nur über einige Gegenfinanzierungen und Neuerungen wie die Registrierkassenpflicht diskutiert worden sei, so Bruckbauer.
Ob die Steuerreform die Stimmung im Land aufhellen wird, wenn auch die Regierung noch besser kommuniziert? Das sei möglich, Fragezeichen ist laut Bruckbauer die Flüchtlingskrise. (va)