Leben zwischen Venus und Mars: Grazer Weltraumforscher Bauer ist 85

Graz (APA) - Der Grazer Geophysiker Siegfried J. Bauer war NASA-Vizedirektor für Weltraumwissenschaften, Vorstand des Institutes für Meteoro...

Graz (APA) - Der Grazer Geophysiker Siegfried J. Bauer war NASA-Vizedirektor für Weltraumwissenschaften, Vorstand des Institutes für Meteorologie und Geophysik an der Uni Graz und Abteilungsleiter am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Universität Graz hat den österreichischen Pionier der Weltraumforschung Montagabend zum 85. Geburtstag mit einer Feier geehrt.

Siegfried J. Bauer (geboren am 13. September 1930 in Klagenfurt) genießt international höchste Anerkennung als Experte der Planeten-Aeronomie, die sich mit der Physik der oberen Atmosphäre oder Hochatmosphäre und der Planetenatmosphären befasst. Wissenschafter zu werden sei kein „Kindheitstraum“ gewesen, schilderte der gebürtige Kärntner in seiner bereits vor zehn Jahren erschienenen Autobiografie: „In meinem Fall hat mein zufälliges Treffen als Zehnjähriger mit einem der größten Physiker des 20. Jahrhunderts, Max Planck, leider nicht dazu geführt, dass mein Interesse an der Physik geweckt wurde“, schilderte Bauer. Jener war zwar immer wieder Urlaubsgast im Hause seiner Taufpatin im Kärntner Völkermarkt, hatte aber beim jungen Siegfried keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Interesse an den Naturwissenschaften hat schlichtweg sein Oberstufen-Mathematiklehrer am Stiftsgymnasium der Benediktiner in St. Paul im Lavantal zu wecken gewusst.

Letztlich entschied sich Bauer für ein Studium der Geophysik und Meteorologie an der Universität Graz. Für die Zeit nach seiner Promotion wurde Bauer schon 1952 von Abgesandten des amerikanischen Armeeforschungszentrums abgeworben. Sein spezielles Forschungsgebiet in den USA war die Untersuchung von atmosphärischen Einflüssen auf Radio und Schallwellen. Bis 1960 war er Wissenschafter am US Army Signal Research and Development Laboratory in Fort Monmouth, New Jersey. Er befasste sich mit Untersuchungen auf dem Gebiet von Wetter-Radar, ionosphärischen Effekten von Hurrikans und Atombombenexplosionen sowie erstmals mit der Bestimmung der Ausdehnung der Erdionosphäre mithilfe des Diana Mondradars.

1961 wechselte Siegfried J. Bauer an das NASA Goddard Space Flight Center, Greenbelt, Maryland, und widmete sich dort der Erforschung der Ionosphären von Erde, Venus und Mars mithilfe von Raketen und Satelliten, unter anderem als Leiter der Abteilung für Ionosphären- und Radiophysik sowie zuletzt als Vizedirektor für Weltraumwissenschaften. 1981 folgte er dem Ruf an die Universität Graz und widmete sich hier der weiteren Erforschung der Planetenatmosphäre. Die letzte Mission, an der Bauer aktiv beteiligt war, war 2005 die Landung der Titan-Sonde Huygens auf dem Saturnmond.

An der Universität Graz lehrte der heute 85-Jährige bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1998. Bauer habe stets über die Grenzen seines unmittelbaren Forschungsgebietes hinausgeblickt und größere Zusammenhänge erkannt, hieß es vonseiten der Uni Graz. So habe er bereits Anfang der 1980er-Jahre in der Lehre globale Umweltprobleme thematisiert, etwa den Ozon-Abbau in der Stratosphäre, und bei seinen Studierenden das Interesse für diese Fragen geweckt. Damit habe Bauer Impulse für spätere Forschungen zum Klimawandel gesetzt, die heute einen interdisziplinären Schwerpunkt an der Universität Graz bilden.

Neben seiner Tätigkeit an der Uni Graz war der Wissenschafter auch Abteilungsleiter und Stellvertretender Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung der ÖAW. Bauer ist u.a. Mitglied der Academia Europaea und der International Academy of Astronautics sowie Honorary Fellow der Royal Astronomical Society.