Bildungsreform: Für Heinisch-Hosek ist 17. November „Startschuss“

Wien (APA) - Die für 17. November angekündigte Präsentation der Bildungsreform sieht Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) als „S...

Wien (APA) - Die für 17. November angekündigte Präsentation der Bildungsreform sieht Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) als „Startschuss“. Nach der Neuausrichtung der Organisation des Schulsystems werde es dann verstärkt um die Weiterentwicklung pädagogischer Inhalte gehen. Am kommenden Dienstag würde man sich jedenfalls „nicht leisten können, etwas Kleines zu präsentieren“, so die Ministerin.

Heinisch-Hosek betonte im Rahmen einer Diskussion mit Bildungsexpertinnen am Dienstag Abend in Wien erneut, dass es den Regierungspartnern und den Landeshauptleuten wichtig sei, „dass etwas passiert“. Konkrete Angaben zum Inhalt der Reform machte sie zwar nicht - dass allerdings die Frage der Zuständigkeit für die Schulverwaltung bei der Präsentation ausgespart bliebe, ist für die Ministerin nicht denkbar. Daran dürfe die Reform, über die in den kommenden Tagen in der aus vier Vertretern aus der Ministerriege und vier Landeshauptleuten besetzten Arbeitsgruppe noch intensiv verhandelt werden wird, nicht scheitern.

Wenn die Vorschläge am Dienstag den Ministerrat passieren, werde man sich daran machen, für jene Reform-Punkte, für deren Umsetzung Zwei-Drittel-Mehrheiten im Nationalrat nötig sind, Partner zu suchen. Hier habe es bereits Gespräche gegeben, zahlreiche weitere würden folgen, erklärte Heinisch-Hosek. Sie strebe an, bis Mitte 2016 Gesetzesvorlagen einzubringen und auch Gesetzesbeschlüsse zu fassen, um im Herbst mit ersten Änderungen zu starten.

Wenn die Rahmenbedingungen für die neuen Organisationsstrukturen geschaffen sind, müsse man laut der Ministerin „in die Tiefe der pädagogischen Inhalte gehen“. Eine klare Formulierung dieser Inhalte vermisst die Schulentwicklungs-Spezialistin Christa Koenne von der Universität Klagenfurt allerdings. Es sei nicht ganz klar, was „die Firma Schule erzeugen soll“, sagte sie. Es brauche wohldefinierte „Mindeststandards“, die möglichst alle Schüler am Ende der Schulpflicht erreichen sollten. So sollten sie etwa dazu fähig sein, mit Experten zu kommunizieren.

Bildung könne nur dann friedensstiftend wirken, wenn möglichst alle auf ein gewisses Basiswissen zurückgreifen können. Dieses „gemeinsame Wissen“ wirke laut Koenne dann „gemeinschaftsbildend“. Der Prozess des Aushandelns dieser Inhalte müsse auf breiter Basis erfolgen. Vertreter einzelner Schulfächer würden nämlich dazu tendieren, immer noch mehr aus ihren jeweiligen Bereichen hineinzureklamieren. Neben der Vermittlung der Mindeststandards müssten mit zunehmendem Alter der Schüler die Angebote zur Individualisierung zunehmen - es müssten „Interessensgruppen“ gebildet werden.

Auch die ehemalige AHS-Direktorin und Vorsitzende der Initiative BildungGRENZENLOS, Heidi Schrodt, plädierte für das Modell der gemeinsamen ganztägigen Schule, in der der Unterricht individuell abgestimmt werden kann. Schrodt sieht eines der zentralen Probleme darin, dass die „Schule in ihrer Grundstruktur stehen geblieben ist“. Das „sehr ständisch geprägte“ System gehe von relativ homogenen Schülergruppen aus, deren Muttersprache Deutsch ist und die in den jeweiligen passenden Schulformen unterrichtet werden. Sozial gerechter werde das System erst, wenn man akzeptiert, dass die Schülerschaft heute sehr heterogen sei und darauf entsprechend reagiere.

Mit sehr unterschiedlichen Gruppen habe man es auch im Kindergarten zu tun, erklärte die Vorsitzende des Dachverbandes der Kindergarten- und HortpädagogInnen (ÖDKH), Raphaela Keller. Um die Kinder, deren Entwicklungsstand man nicht einfach am Alter festmachen könne, dort optimal zu fördern, brauche es kleinere Gruppen, mehr Pädagogen und eine Aufwertung der Ausbildung. Dass für die Elementarbildung die Länder zuständig sind, sei aus vielen Gründen nicht ideal. Keller plädierte erneut dafür, dass die Zuständigkeiten zum Bund wandern sollten.

Das möchte auch Heinisch-Hosek, die die von den Expertinnen vorgebrachten Ansichten „vollinhaltlich teilt“. Nach der Reform der Schulorganisation habe man etwa vor, die Lehrpläne zu überarbeiten. Der Idee, das nicht nur Fachvertretern zu überlassen und „bunte Teams“ damit zu befassen, könne sie einiges abgewinnen.