Bildungsreform - SP-Gewerkschafter: „Nicht Diener vieler Herren sein“
Wien (APA) - Die SP-nahen Lehrergewerkschafter wünschen sich klare Behördenstrukturen in der Schulverwaltung und eine transparente Ressource...
Wien (APA) - Die SP-nahen Lehrergewerkschafter wünschen sich klare Behördenstrukturen in der Schulverwaltung und eine transparente Ressourcenzuteilung an die Schulen. „Die Lehrer wollen nicht mehr Diener vieler Herren sein“, so der stellvertretende Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Thomas Bulant, zur APA. Die geplanten Bildungsdirektionen müssten Außenstellen des Bildungsministeriums werden.
Im Pflichtschulbereich gebe es mit Ministerium, Landesschulbehörden, Pflichtschulinspektoren, Schulerhalter und Direktor gleich fünf „Einflüsterer aus dem System - die von außerhalb rechne ich da gar nicht dazu“, meinte Bulant. „Da gibts immer wieder Weisungen, Ideen etc., was die Schulen jetzt genau machen sollen.“ „Am Ende der Nahrungskette sind die Lehrer dann mit den diversen Wünschen konfrontiert“, so sein BMHS-Kollege Heinrich Himmer.
In einer Online-Umfrage haben die FSG-Lehrergewerkschafter der Pflichtschulen und der BMHS abgefragt, was sich die Pädagogen von der Bildungsreform erwarten: Auf den ersten drei Plätzen der Antworten von rund 2.000 Pädagogen (Mehrfachnennungen möglich): Ein Rechtsanspruch auf transparente und bedarfsgerechte Ressourcenzuteilung (66 Prozent), eine neue Behördenstruktur (61 Prozent) und mehr Freiheit im Klassenzimmer (54 Prozent).
Bulant kann sich bei den Ressourcen dabei eine Art „Ticket“ für jede Schule vorstellen. „Das muss weder der Bund noch das Land machen.“ In einem Bundesgesetz sollen stattdessen Indikatoren vorgegeben werden, anhand derer die Schule automatisch „ihre“ Mittel bekommt. „Die Schulen brauchen auch einen Rechtsanspruch darauf. Jeder weiß dann, dass Schule X diese und jene Indikatoren aufweist und deshalb so und so viele Mittel bekommt.“ Eine Qualitätssicherungsstelle müsse dann noch überprüfen, ob die Schule auch ihre Aufgabe erfüllt.
Bildungsdirektionen sollen als Außenstellen des Bildungsministeriums in Absprache mit den Direktoren die Lehrer zuteilen und als eine Art Serviceeinrichtung und „Back Office“ für autonome Schulen fungieren. „Wobei es da auch durchaus mehrere pro Land geben kann.“ Für Rechtsangelegenheiten und ähnliche Sachen müsse es solche Stellen geben: „Das kann ich ja nicht jedem Direktor um den Hals hängen.“ Und es sei klar, dass diese Bildungsdirektionen mit Bundesbeamteten besetzt werden: „Das Finanzministerium und das Innenministerium haben in ihren Finanzämtern und Polizeidirektionen ja auch keine Landesbeamten sitzen.“
In Sachen Schulautonomie ist Bulant erstaunt: Ein Großteil der in den Medien als neue Ideen vermeldeten Maßnahmen sei bereits möglich. Selbstständige Schwerpunktsetzungen seien seit den 1990er-Jahren „das Um und Auf jeder Volksschule als auch jeder Haupt- bzw. dann Neuen Mittelschule“. „Wenn ich als Lehrer den Aufwand investiere, dann gibts Projekttage. Es gibt nichts im Gesetz, was das verbietet. Im Schnitt müssen halt 50-Minuten-Einheiten rauskommen. Ich kann problemlos eineinhalb Stunden mit einem Projekt verbringen und dann eben 20 Minuten Pause beaufsichtigen.“
„Was da groß angekündigt wird, ist für viele Lehrer kein neues, revolutionäres Gefühl“, meinte Bulant. „Eigentlich ist es so: Was nix kostet und wo sich niemand einen politischen Einfluss verspricht, ist jetzt schon kein Problem.“