UNESCO feiert 70 Jahre Einsatz für Kultur und Bildung

Paris (APA/AFP) - Als die UNESCO am 16. November 1945 ins Leben gerufen wird, steht die Welt noch völlig unter dem Eindruck des Zweiten Welt...

Paris (APA/AFP) - Als die UNESCO am 16. November 1945 ins Leben gerufen wird, steht die Welt noch völlig unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs. Dauerhafter Frieden, so sind die Gründer überzeugt, kann nicht allein durch politische und wirtschaftliche Vereinbarungen sichergestellt werden, sondern muss seine Grundlage in der „moralischen und intellektuellen Solidarität“ der Völker finden.

Heute, da die UN-Kultur- und Bildungsorganisation ihren 70. Geburtstag feiert, hat sich ihre Mission enorm ausgeweitet. In ihrer bewegten Geschichte hat die Organisation viel erreicht, doch ist ihre Bilanz auch umstritten. Immer wieder sieht sich die UN-Organisation Kritik ausgesetzt. Seit 1949, als die UNESCO eine Erklärung gegen die Rassentheorie veröffentlichte, ist der Kampf gegen den Rassismus ein zentrales Anliegen. Südafrika sieht dies als „Einmischung in die Rassenfrage“ und tritt 1956 aus Protest aus. Während des Kalten Kriegs wird der UNESCO zudem vorgeworfen, eine Hochburg der Kommunisten zu sein. Die USA ziehen sich 1984 aus Protest zurück, ein Jahr später folgen Großbritannien und Singapur.

Die USA kehren erst 2003 wieder zurück, doch gibt es 2011 wegen der Aufnahme Palästinas erneut einen Konflikt. Infolge der umstrittenen Entscheidung, den Palästinensern einen Mitgliedsstatus zu gewähren, verlassen die USA erneut die UNESCO, womit diese 22 Prozent ihrer Einnahmen verliert und in eine Finanzkrise stürzt. Eine weitere Kontroverse entspannt sich um die Aufnahme des Kosovo, doch scheitert der Balkanstaat Anfang November 2015 knapp mit seinem Antrag.

Über die Jahre weitet die UNESCO ihr Tätigkeitsfeld immer weiter aus. In den ersten Jahren setzt sie sich für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schulen und die Förderung der Forschung ein. Doch über die Jahre kommen Bereiche hinzu wie der Schutz der Umwelt und der Biodiversität, die Erforschung der Ozeane, die Vereinheitlichung des Urheberrechts oder die Förderung der Pressefreiheit. Viele Projekte führen zu konkreten Ergebnissen, andere bleiben bei vagen Erklärungen.

Die Organisation setzt sich auch für die Bewahrung traditioneller Musik, den Schutz gefährdeter Sprachen oder die Dokumentation der afrikanischen Geschichte ein. Projekte zur Aufarbeitung der Geschichte der Sklaverei folgen. Als Lehre aus den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verabschiedet die UNESCO 1954 eine Konvention zum Schutz von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten. Im Jahr 1970 folgt eine Konvention zur illegalen Ausfuhr und den Handel mit Kulturgütern.

Angesichts der drohenden Überflutung von Kulturstätten am oberen Nil infolge der Errichtung des Assuan-Staudamms bitten Ägypten und der Sudan die UNESCO 1960 um Hilfe. Es folgt eine beispiellose Kampagne zur Rettung bedrohter Kulturstätten, die wie der berühmte Tempel von Abu Simbel komplett abgebaut und außerhalb der Gefahrenzone wieder aufgebaut werden. Der Erfolg dieses Einsatzes führt zur Verabschiedung der Welterbekonvention von 1972.

1978 wurden erstmals Stätten auf die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, darunter der Aachener Dom oder Yellowstone-Nationalpark in den USA. Mit dem Schloss und Park von Schönbrunn sowie dem historischen Zentrum der Stadt Salzburg folgen 1996 die ersten österreichischen Aufnahmen auf die Liste. Seit 2006 werden auch kulturelle Praktiken, Bräuche und Traditionen als immaterielles Kulturerbe unter Schutz gestellt. Heute sind 802 Kulturstätten und 197 Naturstätten als Welterbe gelistet sowie 32 Stätten, die unter beide Kategorien fallen. Für die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova ist „die Idee des Welterbes“ heute „Teil der DNA der UNESCO“ und einer ihrer größten Erfolge.

(S E R V I C E - www.unesco.at)

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