Landertinger und der Kampf gegen den Drehwurm
Elf Nationen teilen sich in Sjusjoen (NOR) eine 1,7 km lange Loipe. Für Biathlet Dominik Landertinger eine physische und psychische Herausforderung.
Von Florian Madl
Innsbruck – „Wenn du dir Zeit lässt, brauchst du für die Loipe fünf Minuten. Wenn du Gas gibst, vier.“ Bei diesen Worten seufzt Dominik Landertinger, die gerade 1,7 km lange Loipe im nordischen Zentrum von Sjusjoen drückt offensichtlich aufs Gemüt. Aber der 27-jährige Tiroler hat gelernt, mit lähmenden Situationen umzugehen, das gilt auch für den Kampf gegen diesen Drehwurm. Sportlern aus elf Nationen würde es genauso gehen.
Wenn der Hochfilzner an die vergangenen Monate denkt, dann wird ihm diese Auseinandersetzung im Vergleich mit einem hartnäckigen Darmvirus geradezu herzerfrischend vorkommen. Eine Wasservergiftung, zugezogen im schwedischen Östersund, setzte den Massenstart-Weltmeister 2009 zwischenzeitlich außer Gefecht. „Ich hatte Anzeichen von Übertraining und war nur noch im Sparmodus unterwegs“, erinnert sich der Heeressportler an zwei Antibiotika-Kuren und gastritisähnliche Zustände. Die „Maschine“ des Mannes, den mancher ob seiner Pferdelunge als legitimen Kandidaten auf den Gesamtweltcup einstufte, stotterte.
Der Tipp von Sportdirektor Markus Gandler, einen anderen Weg einzuschlagen, nahm sich der Tiroler zu Herzen. Ein trainingsfreier Monat April samt USA-Reise mit Freundin Marion stellte die Weichen auf Neuanfang.
Mittlerweile ist „Landi“ nicht nur ganz der Alte, er ist schon fast ein Neuer: „Meine Laktatwerte sind so gut wie nie.“ Und das nährt die Hoffnung, dass der sympathische Allround-Sportler (Klettern, Radfahren etc.) eines Tages seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden könnte. Doch der gewiefte Taktiker geht es diesmal zurückhaltend an:
„Ich muss zunächst im Weltcup schauen, wo ich stehe, und mich dann herantasten. Für den Sieg im Gesamtweltcup muss schon alles passen.“ Deshalb gibt Landertinger diesen auch nicht als Ziel aus, vielmehr eine Medaille bei der Weltmeisterschaft in Oslo (NOR). „An diesem legendären Ort aufs Podium zu kommen, wäre einmalig.“