Paris-Terror - Fast 130 Tote bei Attentatsserie in Paris

Paris (APA/AFP) - Eine Nation unter Schock: Bei koordinierten Anschlägen in Paris sind in der Nacht auf Samstag mindestens 128 Menschen getö...

Paris (APA/AFP) - Eine Nation unter Schock: Bei koordinierten Anschlägen in Paris sind in der Nacht auf Samstag mindestens 128 Menschen getötet und rund 180 weitere verletzt worden.

Mindestens 82 Menschen starben nach Angaben der Polizei allein bei einem Angriff auf eine Konzerthalle, nachdem dort mehrere mit Kalaschnikows bewaffnete Attentäter unter „Allah Akbar“-Rufen die Halle gestürmt und das Feuer eröffnet hatten. Präsident Francois Hollande sprach von „Terrorangriffen“ und verhängte den nationalen Notstand.

Mit den verheerenden Angriffen kehrte gut zehn Monate nach der Attentatsserie rund um die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ der Terror in die französische Hauptstadt zurück. In zwei Wochen empfängt Paris zahlreiche Staats- und Regierungschefs zur Weltklimakonferenz.

Die Angriffe sind die schlimmsten in der Geschichte des Landes. Von den 180 Verletzten befanden sich am Samstag Dutzende noch in kritischem Zustand. Mindestens acht Attentäter griffen am Freitagabend beinahe zeitgleich sechs Orte in Paris an, darunter die Umgebung des Stade de France, in dem das Freundschaftsspiel Deutschland gegen Frankreich stattfand, sowie mehrere Cafes und Restaurants. Sieben Angreifer sprengten sich in die Luft, der achte wurde von der Polizei getötet.

Hollande wandte sich in der Nacht in einer Fernsehansprache an die Franzosen und sprach von „Terrorangriffen von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß“. Der Elysee-Palast gab den Einsatz von 1.500 zusätzlichen Soldaten sowie verschärfte Grenzkontrollen bekannt.

Obwohl sich bisher niemand zu den Anschlägen bekannte, gerieten umgehend Islamisten ins Visier. „Es ist eine furchtbare Prüfung, die uns erneut heimsucht. Wir wissen, von wo sie kommt - wer diese Verbrecher sind, wer diese Terroristen sind“, sagte Hollande. Am Samstagvormittag tagte in Paris der Verteidigungsrat.

Der folgenschwerste Angriff des Abends wurde auf die Konzerthalle Bataclan in der Innenstadt verübt, in der 1.500 Menschen ein Konzert der Band Eagles of Death Metal besuchten. Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei den Saal, in dem die Attentäter Geiseln genommen und wahllos in die Menge geschossen hatten.

„Alle versuchten zu fliehen, die Menschen trampelten aufeinander herum, es war die Hölle“, berichtete ein Augenzeuge. Einer vorläufigen Bilanz zufolge starben mindestens 82 Menschen. Die Band war nach Angaben der Ehefrau eines Mitglieds wohlauf. Körperlich unversehrt ist auch das Tiroler Rock-Duo White Miles davongekommen, das als Vorgruppe der Eagles of Death Metal aufgetreten war. Von zumindest drei österreichischen Konzertbesuchern wurde nach Angaben des Außenministerium in Wien einer oder eine verletzt.

Ein Augenzeuge berichtete, die Angreifer hätten „Allah Akbar“ (Gott ist groß) gerufen und „voll in die Menge geschossen“. Ein weiterer sagte, die Attentäter im Bataclan hätten die Beteiligung Frankreichs an der US-geführten Militärkoalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak erwähnt. Alle vier Attentäter starben beim Zugriff der Polizei. Wie die Polizei mitteilte, töteten sich drei von ihnen selbst, indem sie Sprengstoffgürtel zündeten.

Die Anschlagsserie begann am Freitagabend in der Nähe des Fußballstadions Stade de France im Norden von Paris. Während des Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich ereigneten sich dort drei Explosionen, darunter ein Selbstmordanschlag. Insgesamt wurden dort vier Menschen getötet, darunter drei Angreifer.

Ganz in der Nähe wurde eine Pizzeria attackiert, nahe dem Place de la Republique gab es ebenfalls mehrere Angriffe auf Cafes und Restaurants mit zahlreichen Toten. Von dort aus war nach den Anschlägen im Jänner ein riesiger Demonstrationszug gestartet.

Bei einem Besuch am Bataclan kündigte Hollande in der Nacht einen „erbarmungslosen“ Kampf gegen den Terrorismus an. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Mordes in Verbindung mit einem Terrorakt ein. Priorität habe nun die Identifizierung der Opfer, „vor allem der Terroristen“, verlautete aus Polizeikreisen. Bis zum Samstagvormittag gab es weder Festnahmen noch wurde offiziell nach Verdächtigen gefahndet.

Im Stade de France im Pariser Vorort St. Denis liefen hunderte Zuschauer nach Abpfiff auf das Spielfeld, dann wurden alle durch mehrere Ausgänge nach draußen geleitet. Das DFB-Team verbrachte die Nacht im Stadion und wurde dann direkt zum Flughafen gebracht.

Bürgermeisterin Anne Hidalgo und die Polizei forderten alle Pariser Bürger auf, zu Hause zu bleiben. Am Samstag blieben Schulen, Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen geschlossen. Sämtliche für das Wochenende geplanten Sportveranstaltungen im Großraum Paris wurden abgesagt, auch Touristenattraktionen blieben zu und mehrere Metro-Linien wurden unterbrochen.