Paris-Terror - Muslime in Österreich wollen auf Vorbeugung setzen

Wien/Paris (APA) - Die Muslime in Österreich wollen auch nach Anschlägen in Paris dem Terrorismus mit Vorbeugung begegnen. Dies geschehe der...

Wien/Paris (APA) - Die Muslime in Österreich wollen auch nach Anschlägen in Paris dem Terrorismus mit Vorbeugung begegnen. Dies geschehe derzeit „vor allem durch Aufklärung und eine religiöse Bildung, die vor der Verderbnis bringenden Ideologie der Extremisten immunisiert“, sagte die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Carla Amina Baghajati, in einer Stellungnahme am Sonntag.

Nach dem „ersten Schock“ über die Anschlagsserie in Paris stelle sich nun die Frage nach den Konsequenzen, so Baghajati. So scheine die Befriedung der Konflikte im Nahen Osten endlich in der internationalen Politik Priorität zu erlangen. „Hier geht es um Ursachenbekämpfung an Schauplätzen, für die Europa sich lange weigerte Verantwortung zu übernehmen“, findet die IGGiÖ-Sprecherin.

In Europa selbst gilt es für Baghajati vor allem, besonnen zu agieren. „Eine breitenwirksame Bekämpfung des IS und ähnlicher Terrorgruppen beginnt damit, sich deren Manipulationsversuchen aktiv zu widersetzen“, schrieb sie in ihrer schriftlichen Stellungnahme und weiter: „Das geht uns alle an. Statt uns verängstigt und frustriert zurückzuziehen, können wir die Stärken unserer freiheitlichen demokratischen Rechtsordnung noch bewusster ausüben.“

Nun müsse man umso mehr aufeinander zuzugehen, wünscht sich Baghjati. „Die Terroristen sind auf Lähmung und Hass aus. Sie wollen, dass alle Angst vor ihnen und Angst vor dem Islam an sich haben. Nichts käme ihnen gelegener als ein Anstieg der Islamfeindlichkeit“, warnt sie. Die Propaganda des IS setze auf einen Opfermythos, „nirgendwo gelingt ihnen die Rekrutierung leichter als bei frustrierten und sich ausgegrenzt fühlenden jungen Menschen“. Bei den Extremisten lieferten sie sich gewalttätigen Allmachtsfantasien aus, die in scharfem Widerspruch zu jeder religiösen Lehre stünden.

Baghajati will weiterhin auf Aufklärung und Prävention setzen. Dies habe zuletzt auch den innermuslimischen Diskurs gefördert: „In ihren Methoden bietet die islamische Theologie Möglichkeiten, zu einer jeweils zeitgemäßen und zugleich authentischen Interpretation zu kommen.“ Auslegungstraditionen würden zunehmend selbstkritisch durchleuchtet, die Anlass zu missbräuchlicher Verwendung geben könnten. „Somit konnte die Vereinbarkeit sich gleichzeitig muslimisch und österreichisch/europäisch zu fühlen noch klarer herausgearbeitet werden“, meint die Sprecherin der Glaubensgemeinschaft.

Gleichzeitig besteht für Baghjati weiterhin großer Bedarf, die inneren Entwicklungen in der Glaubensgemeinschaft nach außen zu kommunizieren - „denn die Außensicht, die derzeit stark durch die Verbrechen der Terroristen geprägt wird, ist eine völlig andere als die Selbstwahrnehmung der Musliminnen und Muslime“. Diese Kluft müsse überwunden werden.

Baghajati wünscht sich, dass noch mehr Menschen in den in Österreich gepflogenen interreligiösen Dialog miteinbezogen werden. Die Vorbereitungen für den nächsten bundesweiten Tag der Offenen Moschee am 13. Februar 2016 seien bereits im Gange.