Salzburg 2016 - Der große Raubzug 2 - Antikensammlung an Habsburger
Salzburg (APA) - Als 1806 Salzburg mit dem Frieden von St. Petersburg erstmals an Österreich fiel, gab es den nächsten Aderlass: Die Habsbur...
Salzburg (APA) - Als 1806 Salzburg mit dem Frieden von St. Petersburg erstmals an Österreich fiel, gab es den nächsten Aderlass: Die Habsburger bedienten sich am noch verblieben Reichtum des Erzstiftes und des Bistums Chiemsee. Unmengen an Gemälden, Büchern, Handschriften, Gold- und Silbergegenständen, Teppichen und Möbel gingen nach Wien - darunter auch die Antikensammlung der Salzburger Fürsterzbischöfe.
Allein am 10. Oktober 1806 wurden von der Hofbibliothek an das Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv rund 100 alte Bücher und 350 Manuskripte sowie die Dokumente mit den Stammbäumen der Domherren geschickt. Im November gingen erneut riesige Bestände aus der Hofbibliothek nach Wien. Im Juni 1807 folgten Rüstungen, Denkmäler aus den Bauerkriegen und Antiquitäten aus der Festung.
Eine außergewöhnliche Elfenbeinarbeit wird für die Landesausstellung für einige Monate wieder nach Salzburg zurückkehren: „Hesperide den Drachen Ladon fütternd“ ist um 1610 von einem „Furienmeister“ genannten Künstler geschaffen worden. Die 30,3 Zentimeter große Skulptur ist aus einem einzigen Stück Elfenbein gefertigt und ist normalerweise in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums zu sehen. Die Kostbarkeit ging 1807 mit einer Lieferung aus der Residenz nach Wien.
Auch die Antikensammlung der Salzburger Fürsterzbischöfe haben die Habsburger in die Hauptstadt geholt. Darunter den „Jüngling vom Magdalensberg“, eine lebensgroße Bronze aus der römischen Antike, die um 1500 in Kärnten beim Pflügen gefunden worden war. Durch den Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg kam die Statue nach Salzburg. Später wurde die Statue an Ferdinand I. übergeben, sie dürfte danach nach Spanien gelangt sein. Die Habsburger wussten nicht, dass sie aus Salzburg nur eine Kopie abtransportierten. 1986 ergab ein Forschungsprojekt zur Guss- und Formtechnik, dass die Statue „nur“ eine perfekt gemachte Kopie aus der Renaissance ist. Das Original ist übrigens verschollen.
Als Salzburg 1810 zu Bayern kam, wurde auch noch der letzte Rest des einstigen Schatzes geplündert. Alles, was die früheren Herrscher noch nicht abtransportiert hatten, ging nun nach München. Im April 1816, als Salzburg schließlich endgültig Österreich zugesprochen wurde, nahmen die bayerischen Nachbarn noch die verbliebenen Gemälde mit. „Das war aber wirklich auch qualitativ der letzte Rest“, erzählt Husty.
Wie stark sich der Salzburger Kunstschatz über ganz Europa verteilt hat, zeigt die Rüstung des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (1559 - 1617). Sie umfasste ursprünglich rund 40 Teile, die für die verschiedensten höfischen Turniere in unterschiedlichen Montierungen zusammengestellt wurden. Die Rüstung dürfte schon von den Franzosen nach Paris mitgenommen und dort aufgeteilt worden sein. Ein Teil ist heute im Bayerischen Nationalmuseum, andere Teile sind in London und ein Helm befindet sich in der Eremitage in Petersburg.
Die Rückgabe der einstigen Schätze an Salzburg war in den vergangenen 200 Jahren übrigens nie ein Thema.