Internationale Pressestimmen zum EU-Türkei-Gipfel 2

Brüssel/Ankara (APA/dpa/AFP) - Internationale Medien kommentieren den EU-Sondergipfel mit der Türkei zur Flüchtlingsfrage am Montag folgende...

Brüssel/Ankara (APA/dpa/AFP) - Internationale Medien kommentieren den EU-Sondergipfel mit der Türkei zur Flüchtlingsfrage am Montag folgendermaßen:

„Nepszabadsag“ (Budapest):

„Die Türkei wird aufgewertet. Dies ist am Wochenende ganz klar geworden. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass das um seine Wirtschaftsinteressen besorgte und beim „Aufräumen“ in Syrien so aktive Russland nach den kämpferischen Äußerungen nur mit zurückhaltenden Maßnahmen versucht, sich für den Abschuss des Kampfflugzeugs von letzter Woche zu rächen. Und es wäre auch keine Überraschung, wenn sich der jetzt noch zögernde Präsident Wladimir Putin beim Pariser Klimagipfel mit dem türkischen Staatschef an den Verhandlungstisch setzt.

Auch nach dem EU-Türkei-Gipfel vom Sonntag, bei dem es zu einer Vereinbarung kam, die eine Chance zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bietet, wird (der türkische Präsident) Recep Tayyip Erdogan ein wichtiger Verhandlungspartner der europäischen Führer bleiben. Mit diesem Handel hat die EU, wenn man so will, Ankaras Hilfsbereitschaft erkauft. Für einige Zeit - wenigstens hoffentlich nur für einige Zeit - wird die EU über die illiberale Demokratie und die Einschränkung der Menschenrechte (in der Türkei) hinwegsehen, auch wenn sie dafür erhebliche Vorwürfe bekommen wird.“

„Dagens Nyheter“ (Stockholm):

„Es gab eine Zeit, in der die Türkei erpicht war, Mitglied der Gemeinschaft zu werden, und sich deshalb anstrengte, die EU zu ihrem Team zu machen. Jetzt steht die Union da und bittet um Hilfe dabei, den Flüchtlingszustrom zu bremsen. (...) Aber die Türkei fordert auch politische Zugeständnisse. Zwei Gipfel mit der EU im Jahr sind eine Bagatelle. Visumsfreiheit in der EU, welche andere Beitrittskandidaten genießen, wird schwieriger zu schlucken sein in einer Situation, in der die Einwanderungsströme jetzt schon Krämpfe verursachen. Der Terroranschlag in Paris hat die Begeisterung für mehr Mobilität über die Grenzen hinweg nicht erhöht.“

„Nesawissimaja Gaseta“ (Moskau):

„Der russische Präsident Wladimir Putin hat Sanktionen gegen die Türkei verhängt als Reaktion auf den Abschuss eines russischen Su-24-Bombers an der syrischen Grenze. Die Türkei verliert dadurch den russischen Markt. Angesichts der Spannungen mit Moskau erpresst Ankara nun die Europäische Union mit dem Flüchtlingsproblem und verlangt Geld und visafreies Reisen.“