Ski alpin: Kein Ankommen gegen „Mister Lake Louise“ auf dem Hausberg
Lake Louise (APA) - Mit nunmehr acht Siegen in Ski-Weltcup-Rennen in Lake Louise hat Aksel Lund Svindal unumkehrbare Fakten geschaffen. Kein...
Lake Louise (APA) - Mit nunmehr acht Siegen in Ski-Weltcup-Rennen in Lake Louise hat Aksel Lund Svindal unumkehrbare Fakten geschaffen. Kein anderer Läufer hat in den kanadischen Rockies öfter gewonnen. Zudem meldete der Norweger bei seinem triumphalen Speed-Comeback im Weltcup insgeheim Ansprüche auf eine dritte große Kristallkugel an.
Svindal schaffte wie Slalom-Queen Mikaela Shiffrin am Wochenende das Kunststück, zwei Rennen innerhalb von 24 Stunden zu gewinnen. Am Samstag entschied er zunächst den Hundertstelkrimi in der Abfahrt gegen den Italiener Peter Fill für sich, am Sonntag distanzierte er Matthias Mayer im Super-G um 0,35 Sekunden. Nach 2012 gelang ihm in Lake Louise der zweite Doppelschlag.
In Summe hält Svindal nun bei zwei Abfahrts- und sechs Super-G-Erfolgen in seinem „Wohnzimmer“. Fast ein Drittel seiner 27 Weltcup-Siege hat er in Lake Louise herausgefahren. Mit Respektabstand Zweiter in der Bestenliste ist Hermann Maier mit vier Siegen, alle im Super-G. Übertroffen wird Svindal allerdings von Lindsey Vonn, die in Lake Louise 15-mal (zwölf Abfahrtssiege, drei im Super-G) ganz oben auf dem Treppchen stand, wobei die Damen meist zwei Abfahrten im Banff-Nationalpark bestreiten.
„Ich habe mein erstes Weltcup-Rennen hier gewonnen, und es gibt keine andere Station, wo ich so viele gute Rennen gefahren bin“, umriss Svindal seine Liebe zu Lake Louise. Seine kanadische Langzeit-Affäre sei immer „sehr nett“ mit ihm gewesen, sagte der derzeit als Single durchs Leben gehende Frauenschwarm.
Was im Detail hinter der Erfolgsbeziehung steckt, konnte Svindal auch nicht restlos aufschlüsseln. „In Lake Louise sind immer die ersten Rennen der Saison (im Speed-Bereich; Anm.). Da hat man immer sehr viel Zeit, um sich vorzubereiten. Dazu kommt, dass es fast immer perfekte Winterbedingungen sind: kalt, guter Schnee, heute war auch die Sonne am Start“, versuchte er eine Erklärung.
Dass es so gut gegangen ist, habe ihn aber doch überrascht. „Ich habe gewusst, ich war gut in Form, bin physisch stark und war schon im Training gut unterwegs. Aber logischerweise ist Training eine Sache, das Rennen eine andere.“
Dass auch sein Gespür für die Schneeverhältnisse und das Gelände in den kanadischen Rocky Mountains eine gewichtige Rolle spielt, ist allerdings offensichtlich. Nur so konnte es sich Svindal leisten, volles Risiko zu gehen und den Ski unwiderstehlich laufen zu lassen. Stellenweise kam das brutalen Harakiri-Aktionen gleich, letztlich ging das Kalkül jedoch auf. Beide Fahrten seien nicht perfekt gewesen, weiß Svindal. Doch letztlich habe die Einstellung gestimmt, dann dürften auch Fehler passieren.
„Ein bisschen Ahnung, wie man diesen Hang fahren soll, habe ich schon“, sagte der zweifache Gesamtweltcup-Sieger, der fast die gesamte Saison 2014/15 verpasste hatte. Nach einem Achillessehnenriss bei einem Jux-Fußballspiel vor dem Sölden-Riesentorlauf hatte er nur bei den Weltmeisterschaften in Beaver Creek ins Geschehen eingegriffen. In Abfahrt und Super-G hatte jeweils Platz sechs herausgeschaut.
Hinsichtlich seiner Chancen im Kampf um die große Kristallkugel wollte sich Svindal nicht aus der Reserve locken lassen. „Das ist jedes Jahr so. Wenn es gut anfängt, fängt auch die Diskussion wegen der Kugeln an. Das ist logisch. Aber nach einem Jahr weg freue ich mich richtig über das, was heute passiert ist, und denke ganz wenig an das, was nachher kommt. Ich genieße das einfach.“
Die Konkurrenz ist von solchen Gemütslagen hingegen weit entfernt - Svindals Frühform gibt Rätsel auf. „So wie Aksel heute gefahren ist und wie er sich gestern präsentiert hat, fährt er in einer eigenen Klasse zurzeit“, meinte Abfahrts-Olympiasieger Mayer, der den Norweger auch für die kommenden Rennen in einer glänzenden Ausgangsposition sieht. „In Beaver Creek und Gröden war er auch immer schon sehr stark. Von dem her wird es extrem schwer in den nächsten beiden Abfahrtsrennen, ihn zu schlagen.“ Svindal hingegen rechne „sicher nicht damit, dass es einfach so weitergeht“.
Die heiße Phase des Weltcups ist freilich noch weit entfernt. Dennoch schickte der 32-Jährige ein deutliches Zeichen an Titelverteidiger Marcel Hirscher und andere Kandidaten, dass mit ihm heuer wieder zu rechnen ist. Wie eine Drohung klang seine Replik auf den Südtiroler Fill, der nicht zuletzt die Hochzeit mit seiner Manuela im Frühjahr für seinen Höhenflug mit den Plätzen zwei und drei in Lake Louise verantwortlich machte. „Ich muss vielleicht eine Frau finden und auch heiraten“, meinte Svindal mit einem verschmitzten Lächeln.
Das Nachsehen hatte am Wochenende auch Kjetil Jansrud, der in zwei von drei Trainingsläufen Bestzeit aufgestellt hatte. Der zweite aus dem norwegischen Super-Duo kam nicht über die Ränge neun (Abfahrt) und sieben (Super-G) hinaus, wollte daraufhin geringfügig am Setup tüfteln. „Das ist nicht so, wie es sein sollte. Hoffentlich kann man was ändern für Beaver Creek“, meinte der 30-Jährige, der im Vorjahr beide Rennen in Lake Louise gewonnen hatte. „Es geht mir okay. Aber etwas gibt es zu verbessern.“