IG Windkraft: Stromkunden soll Netzgebühren alleine zahlen

Wien (APA) - In Österreich müssen nicht nur die Stromverbraucher, sondern auch die Erzeuger Gebühren für die Nutzung der Stromnetze bezahlen...

Wien (APA) - In Österreich müssen nicht nur die Stromverbraucher, sondern auch die Erzeuger Gebühren für die Nutzung der Stromnetze bezahlen. Nach Ansicht der Interessenvertretung IG Windkraft muss das schleunigst geändert werden, weil die österreichischen Stromerzeuger dadurch einen erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren Mitbewerbern am europäischen Strommarkt hätten.

Zunächst geht es den Windkraft-Unternehmen darum, drohende Gebührenerhöhungen abzuwenden. Derzeit sei die für das kommende Jahr geplante Systemnutzungsentgelte-Verordnung in Begutachtung, sagte IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl am Montag bei einem Pressegespräch in Wien. Anfang Dezember werde sie im Regulierungsbeirat der E-Control behandelt und noch heuer verordnet.

Das Netzverlust-Entgelt werde laut Verordnungsentwurf in vielen Teilen Österreichs gleich bleiben oder sogar sinken, was durch die gesunkenen Marktpreise nachvollziehbar sei, sagte Moidl. In Niederösterreich sei hingegen auf Netzebene 4 und 5 - dort ist ein Großteil der Windkraftanlagen angeschlossen - eine drastische Steigerung um 30,6 Prozent bzw. 10 Prozent geplant. Das sei nicht zu erklären, so Moidl, ebenso wenig wie in der Steiermark, wo die Kostensteigerung des Netzverlustentgeltes mit 56,9 Prozent bzw. 29,6 Prozent noch drastischer ausfalle.

„Die Stromimporte sind in den letzten Jahre auf 13,5 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs angestiegen“, sagte Ursula Nährer, Rechtsexpertin der IG Windkraft. „Die Importe werden mit den Gebühren einfach nicht belastet.“ Der Exportüberhang Deutschlands betrage hingegen fast die Hälfte des österreichischen Stromverbrauchs - im ersten Halbjahr 2015 betrug er laut IG Windkraft 27 TWh.

„Die Erzeuger bezahlen in Österreich rund 200 Mio. Euro in Form von Netzverlustentgelten und Systemnutzungsentgelten“, sagte Hannes Taubinger, Geschäftsführer der Bürgerwindrad Prellenkirchen GmbH. „5 bis 7 Prozent der 200 Millionen bezahlt die Windkraft“, sagte Taubinger. Insgesamt würden die verschiedenen Gebühren - Netzkosten und Ausgleichsenergiekosten - 30 Prozent der Erlöse verschlingen.

„Fünf Jahre nach der letzten relevanten Änderung des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes ist es aus unserer Sicht wichtig, dass die Politik aufwacht und auf die komplett veränderte energiewirtschaftliche Landschaft reagiert und dieses Gesetz ändert“, sagte IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl. „Das ElWOG passt überhaupt nicht mehr in die jetzige E-Wirtschaft.“

Die Belastung der Erzeuger müsse an das Umfeld angepasst werden. Wie das im Detail erfolge, sei ihm egal, so Moidl. „Wenn es die österreichische Bundesregierung schafft, dass in Deutschland und allen Nachbarländern die Erzeuger in Zukunft Netzgebühren bezahlen, soll es mir auch recht sein, dann sind die Bedingungen gleich.“

~ WEB http://www.e-control.at ~ APA300 2015-11-30/12:58