Die Grippewelle baut sich auf
Wie heftig die heurige saisonale Influenza ausfällt, lässt sich derzeit noch nicht seriös sagen. Die Landessanitätsdirektion empfiehlt jedoch dringend, sich jetzt impfen zu lassen.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck –Triefende Nase, Halskratzen, leichtes Frösteln, Müdigkeit – ein grippaler Infekt, auch Erkältung genannt, wie man ihn sich in dieser Jahreszeit schnell einfangen kann und der binnen weniger Tage wieder auskuriert ist. Plötzlich einsetzender starker Kopfschmerz, hohes Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Schweißausbrüche können jedoch Symptome für eine richtige Grippe, die so genannte Influenza sein.
Im Vergleich zur Erkältung dauert die Genesung mit bis zu drei Wochen wesentlich länger. Zudem besteht die Gefahr, die Krankheit zu verschleppen. Die körperlichen Beschwerden sind wesentlich ausgeprägter als bei einem grippalen Infekt und der Verlauf kann vor allem für ältere, schwache oder chronisch kranke Menschen schwer sein und lebensbedrohliche Folgeerkrankungen wie Lungen- oder Gehirnentzündung zur Folge haben.
Der einzige Schutz vor einer Grippe ist die Impfung. Die Landessanitätsdirektion Tirol empfiehlt deshalb vor allem der Risikogruppe, sich impfen zu lassen. „Menschen ab 60 Jahren, Personen mit Asthma, Diabetes oder Übergewicht, Kinder unter vier Jahren und Schwangere gehören zu dieser Gruppe“, erklärt Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion. Aber auch Kontaktpersonen, die häufig mit älteren Menschen, Säuglingen oder chronisch Kranken zu tun haben, rät Luckner-Hornischer dringend zu einer Impfung. „Neugeborene beispielsweise sind im ersten Lebensmonat sehr gefährdet. Da sie nicht geimpft werden können, müssen die Menschen im Umfeld dafür Sorge tragen, dass sich der Säugling nicht anstecken kann“, sagt die Expertin. Krankenhaus- und Pflegepersonal in Altenwohnheimen gelten ebenso als potenzielle Überträger und sollten sich daher ihrer Verantwortung bewusst sein und entsprechende Vorkehrungen treffen.
Es sind rund 1000 Todesfälle, die pro Jahr in Österreich mit der Influenza in Verbindung gebracht werden müssen, sagt die Expertin. Oft sind Todesfälle Folge eines geschwächten Immunsystems, das mögliche Folgeerkrankungen nicht mehr wirksam bekämpfen kann. Luckner-Hornischer empfiehlt deshalb vor allem älteren Menschen, sich zusätzlich auch gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Die Bakterien können zu einer schweren Lungenentzündung führen.
Ein großes Problem der Grippeimpfung ist, dass sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen lässt, welche Virenstämme sich im Verlauf des Winters durchsetzen werden. Die Entwicklung des Impfstoffes gerät damit alljährlich ein Stück weit zu einem Lotteriespiel. Im vergangenen Jahr etwa war das auf den Markt gebrachte Mittel im Kampf gegen die saisonale Grippe wirkungslos. „Das kommt vielleicht alle sieben bis acht Jahre vor“, sagt Luckner-Hornischer, betont aber, dass die Impfstoffentwicklung keineswegs reine Glückssache ist: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet mit ihren Laboren weltweit die Entwicklungen und Ausbreitung der verschiedenen Stämme und legt dann fest, welche Viren sie für den Winter in unseren Breiten erwartet. Für heuer ist das vor rund einem dreiviertel Jahr passiert. Auch wenn die WHO im letzten Winter mit der Prognose danebengelegen ist, lohne sich angesichts der möglichen schweren Folgen bei einer Erkrankung die Impfung allemal, sagt Luckner-Hornischer.
Wer noch nicht geimpft ist, sollte das nun möglichst rasch nachholen. Vereinzelte Fälle von Influenza sind bereits aufgetreten, erfahrungsgemäß erreichen Grippewellen ab Mitte Jänner ihren Höhepunkt. Der Impfschutz ist etwa sieben bis zehn Tage nach der Spritze gegeben. Im Österreich bieten mehrere Pharmafirmen ihre Impfstoffe an. Die Kosten pro Dosis betragen zwischen 20 und 25 Euro und müssen selbst bezahlt werden. Dazu kommt noch die Impfgebühr beim Arzt. Eine von Experten empfohlene Impfung für Kinder ab zwei Jahren, bei der der Wirkstoff nicht gespritzt, sondern über die Nasenschleimhaut verabreicht wird, kostet etwas mehr als das Doppelte.