Bei Eis und Schnee den Durchblick behalten
Jeden Winter dasselbe: Man steht morgens vor seinem Auto und die Scheiben sind vereist. Die TT hat deshalb ein paar Eiskratz-Tipps getestet. Fazit: Oft sind die alten Tricks am besten – aber nicht immer.
Von Miriam Hotter
Innsbruck –Autofahrer mit einer Garage sind fein raus. Doch alle, die ihren Wagen in der kalten Jahreszeit im Freien parken müssen, kennen das: Es ist noch dunkel, die Fahrt zum Arbeitsplatz steht an, die Müdigkeit steckt noch in den Knochen und die Scheiben des Wagens sind rundum vereist. Die meisten greifen dann zum Eiskratzer.
„Ein guter Eiskratzer hat eine Kante mit Struktur, um grobes Eis aufzukratzen, und eine feine Klinge für dünne Eisschichten“, fasst Karl Lick, technischer Leiter vom ÖAMTC Tirol, zusammen. Viele Autofahrer benutzen jahrelang denselben Eiskratzer. „Mit der Zeit können aber Schäden am Kratzer entstehen und Autofahrer laufen Gefahr, sich die Scheibe zu zerkratzen“, warnt Lick. Sein Tipp: den Eiskratzer alle zwei Jahre auszutauschen. Beheizte Kratzer bringen übrigens keinen Vorteil – für einen Effekt müsste er mehrere Minuten auf der Scheibe liegengelassen werden.
Nach einer klirrend kalten Nacht kann sich schon einmal ein regelrechter Eispanzer auf den Scheiben festfrieren. Der Eiskratzer schafft es dann nur mit großer Mühe, einige Rillen in das Eis zu ziehen. Das dauert eine Ewigkeit und die Finger werden immer steifer. „Da helfen Enteisungssprays“, gibt Lick einen Tipp. Bei dünnen Eisschichten liege die Einwirkungsdauer bei rund einer Minute. Bei dicken Eisschichten warten Autofahrer „um ein Vielfaches länger.“
Die Alternative ist für viele klar: Man setzt sich ins Auto und stellt den Motor und das Gebläse an. Doch das ist nicht erlaubt. Wer sich nicht daran hält, dem drohen Strafen ab 25 Euro. „Außerdem produziert ein Auto im Leerlauf nur wenig Wärme“, weiß Lick.
Und was ist mit einem kleinen Guckloch? „Das reicht nicht.“ Autofahrer dürfen laut Gesetz erst dann losfahren, wenn alle Scheiben sowie beide Außenspiegel eisfrei sind. Vorher sollte auch der Scheibenwischer nicht eingeschaltet werden: Rubbeln die Wischergummis über Eisreste, sind sie schnell kaputt und verursachen Schlieren.
Wenn alle Scheiben und Spiegel vom Eis befreit sind, kann man getrost auf das Gaspedal drücken. „Nach dem Motorstart stellt man die Lüftung am besten auf höchster Stufe auf die Frontscheibe“, rät Lick. Das helfe auch noch die letzten Eisreste von der Scheibe zu entfernen.
Wer sich die Arbeit sparen möchte, besorgt sich am besten eine Abdeckfolie aus dem Fachhandel. „Diese Folie kann man in die Seitentüren einklemmen. In der Früh nimmt man sie einfach wieder ab“, sagt Lick. Gute Fahrt!
Tipps
Chemische Keule: Enteisungsspray. Wer eine dicke Eisschicht mit Enteisungsspray vorbehandelt, erleichtert sich das Kratzen. Fazit nach Selbsttest: sehr gut. Es gibt auch Sprays, die bei vereisten Schlössern helfen. Die Mittel sind nicht besonders umweltfreundlich, greifen aber weder Gummidichtungen noch Lacke an.
Sicherste Waffe: Abdeckfolie. Man bekommt im Fachhandel spezielle Folien für die Frontscheibe, die oft mit Alu beschichtet sind. Diese kann man morgens einfach abnehmen und hat damit eine eisfreie Scheibe. Laut Karl Lick vom ÖAMTC ist dieser Trick die zuverlässigste Variante.
Haushaltstrick: Essig. Solange die Temperaturen nicht weit unter null sinken, sollen auch Haushaltstipps helfen. Ein Essig-Wassergemisch im Verhältnis 1:3, am Vorabend auf die Scheiben aufgetragen, soll Eisbildung verhindern. Im Selbsttest musste man bei minus vier Grad trotzdem kratzen.
Geheimtipp: alte Socken. Praktisch für alle Autofahrer, die keine beheizbaren Spiegel an Bord haben, sind alte Socken. Diese stülpt man am Vorabend über die Außenspiegel. Im Selbsttest musste der Bund abgeschnitten werden, da die Socken sonst zu eng gewesen wären. Fazit: einfach und wirkungsvoll.