Ex-Meinl-Manager-Prozess - Zeuge Weinzierl: MEL-Milliarden unerwartet
Wien (APA) - Im Strafprozess wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Untreue gegen zwei frühere Meinl-Manager und zwei Steuerberater...
Wien (APA) - Im Strafprozess wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Untreue gegen zwei frühere Meinl-Manager und zwei Steuerberater ist heute Meinl Bank-Chef Peter Weinzierl als Zeuge befragt worden. Weinzierl sagte, die Expansion der Meinl European Land (MEL) sei überraschend gewesen. Man habe mehrere hundert Millionen erwartet, es seien schließlich „einige Milliarden“ geworden.
Der Anklagevorwurf gegen die beiden ehemaligen Meinl-Manager Johann Mantler, den erkrankten und daher nicht am Prozess im Wiener Straflandesgericht teilnehmenden Francis Lustig sowie gegen zwei Steuerberater: Mantler und Lustig hätten ihre Honorare aus der Tätigkeit für die Meinl European Land (MEL) bzw. die Meinl Bank zur Vermittlung von Immobiliengeschäften über eine Gewinnscheinkonstruktion großteils unversteuert nach Liechtenstein gebracht. Insgesamt sollen 16,8 Mio. Euro so am österreichischen Fiskus vorbei in die Steueroase verschoben worden sein. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.
Meinl Bank-Chef Peter Weinzierl steht selber im Visier der Justiz, gegen ihn laufen seit Jahren Ermittlungen rund um die MEL. Dementsprechend vorsichtig zeigte sich Weinzierl heute bei seiner Zeugenaussage, teilweise entschlug er sich mit Verweis auf das gegen ihn laufende Strafverfahren der Aussage. Die Meinl Bank habe 2002/03 mit der Flavus Vermögensverwaltungs Gesellschaft einen Vertrag geschlossen, Immobilien in Osteuropa für die MEL zu suchen. Richter Michael Tolstiuk hakte nach, warum habe man die Vereinbarung mit einer Gesellschaft und nicht gleich mit Mantler und Lustig persönlich geschlossen, wenn das Engagement der beiden doch laut Vertrag vereinbart wurde. Ein Vertrag mit einer Gesellschaft habe auch Vorteile gegenüber einem Vertrag mit einzelnen Personen, verteidigte Weinzierl das Konstrukt.
Die beiden nunmehr Angeklagten hatten auch Funktionen im Meinl-Imperium über: Lustig und Mantler saßen im Aufsichtsrat der Meinl Vertriebsgesellschaft Meinl Success, Mantler war im Board der MEL und dann im Board der Meinl European Real Estate (MERE), schilderte Weinzierl. Die MERE sollte Immobilienprojekte für die MEL finden und aufbereiten. Als er erfahren habe, dass Mantler auch für eigene Rechnung Projekte mache, sei er „nicht glücklich“ gewesen und habe Mantler auf das „Konfliktpotenzial“ mit Meinl aufmerksam gemacht. Als Ergebnis seien dann die betreffenden Immo-Projekte von Meinl European Land realisiert worden.
Meinl European Land habe stark expandiert, schilderte Weinzierl: „Von 2002 bis 2007 war das bei der MEL eine sehr starke Wachstumsstory“. Man habe damals damit gerechnet, dass es „einige hundert Millionen“ werden, tatsächlich seien es dann „einige Milliarden geworden“. Die Geschäftsbeziehungen der Meinl Bank mit Mantler und Lustig seien erst im Sommer 2007 auf deren Wunsch beendet worden, sagte Weinzierl.
Auf die Frage, ob er für die Zeugenladung eine gerichtliche Bestätigung brauche, verneinte Weinzierl, „bestenfalls für die FMA“.
~ WEB http://www.meinlbank.com ~ APA409 2015-11-30/14:54