Papst Franziskus eröffnet „Jahr der Barmherzigkeit“ am 8. Dezember

Vatikanstadt (APA) - Genau zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnet Papst Franziskus am 8. Dezember sein „Jubi...

Vatikanstadt (APA) - Genau zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnet Papst Franziskus am 8. Dezember sein „Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit“. Das außerordentliche Heilige Jahr soll die Menschen zur Umkehr und Hinwendung zu Gott aufrufen und ihren Blick auf Bedürftige und Notleidende lenken. Millionen von Pilgern werden in der Ewigen Stadt erwartet.

Mit dem Heilligen Jahr will der Papst hervorheben, dass Barmherzigkeit ein zentraler Glaubensinhalt der Kirche und insbesondere seines Pontifikats ist. Besonderes Anliegen von Franziskus ist es, durch diese Initiative den Stellenwert der Vergebung und Versöhnung zu unterstreichen. Eng verbunden mit dem Begriff der Barmherzigkeit ist die Hinwendung zu Ausgegrenzten und Notleidenden. Da Barmherzigkeit auch in anderen Religionen ein zentraler Begriff ist, soll der Dialog unter den Religionen in diesem Jahr verstärkt werden.

Der Papst wird am 8. Dezember, dem Feiertag Maria Empfängnis, die sonst zugemauerte Heilige Pforte im Petersdom öffnen, die das Tor zum Paradies symbolisiert. Im Jubiläumsjahr, das die katholische Kirche seit 1475 alle 25 Jahre feiert, können Gläubige durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sündenstrafen erlangen. Am 13. Dezember wird der Papst die Pforte in der Lateranbasilika öffnen. Am selben Tag wird Kardinal James Harvey im Rahmen eines Gottesdienstes die Pfortenöffnung in der Patriarchalbasilika Sankt Paul außerhalb der Mauern feiern. Erst am 1. Jänner 2016 wird der Papst dann die Pforte der Basilika Santa Maria Maggiore öffnen.

Die Heilige Pforte im Petersdom wurde erstmals 1500 nach feierlichem Zeremoniell von Papst Alexander VI. geöffnet. Sie soll den Übergang von der Schuld zur Gnade symbolisieren, den der Pilger mit dem Besuch der großen Kirchen Rom zum Heiligen Jahr vollzieht. Der Brauch erinnert an die frühchristliche Praxis, wonach Neu-Christen die Kirchenschwelle erst nach Erfüllung der Aufnahmebedingungen überschreiten durften, schwere Sünder erst nach Sühne ihrer Schuld.

Der Besuch der vier Papstbasiliken gehört zu den festen Programmpunkten eines jeden Jubiläumsjahres. In jeder Basilika befindet sich eine Heilige Pforte, wovon zumindest eine im Lauf des Pilgerwegs durchschritten werden sollte. Erstmals in der Geschichte der Heiligen Jahre kann in allen Diözesen - auch in Österreich - eine Heilige Pforte geöffnet werden: sei es in der Bischofskirche, in einer anderen bedeutenden Kirche oder einem wichtigen Wallfahrtsort. Das Durchschreiten dieser Kircheneingänge gilt als eine Frömmigkeitsübung, um Gottes Barmherzigkeit zu erlangen.

Vier alte Pilgerwege führen durch die Innenstadt Roms, vorbei an religiösen Zentren und Treffpunkten, mit dem Ziel des Petersdoms. Die Pilgerwege wurden von der Gemeinde fußgängergerecht ausgebaut. Hindernisse für Rollstuhlfahrer wurden beseitigt und teilweise auch Spuren für Radfahrer hergerichtet. An bestimmten Pilgerpunkten der Stadt, etwa an großen Kirchen und entlang der Pilgerwege, wurden Grün- und Rastanlagen gereinigt und ausgebaut. Reisebusse werden im Heiligen Jahr komplett aus dem Innenstadtbereich ausgesperrt.

Im Jubiläumsjahr werden in Rom eine Reihe von kirchlichen Großveranstaltungen und Kongressen stattfinden. So lädt der Vatikan am 3. April 2016 dazu ein, den Tag der Bewegungen, Vereinigungen und Ordensgemeinschaften zu begehen. Am 24. April ist der Tag der Jugendpastorale für 13-16-Jährige geplant, am 29. Mai der Tag der Diakone. Am 12. Juni folgt der Tag der Kranken und Menschen mit Behinderungen, am 3. Juli der Tag der Priester. Am 4. September steht der Tag der karitativen Dienste auf dem Programm und am 25. September der Tag der Katecheten. Der Abschluss des Heiligen Jahres ist am 20. November geplant. Ein Highlight während des Heiligen Jahres ist weiters vom 26. bis zum 31. Juli der Weltjugendtag in der polnischen Stadt Krakau.

Italienische Medien spekulieren, dass Mutter Teresa von Kalkutta am 4. September 2016 heiliggesprochen werden soll. Die Heiligsprechung wäre ein Höhepunkt des Heiligen Jahres, denn sie würde Hunderttausende Pilger nach Rom locken. Aus dem Vatikan gab es jedoch bisher keine offizielle Bestätigung, dass nach positiver abschließender Bewertung eine Heiligsprechung im September vorgesehen sei.