Regisseurin Eltz: „4 Könige“ als „puristische Weihnachtsgeschichte“
Wien (APA) - Nicht bei ihren Familien, sondern in einer Jugendpsychiatrie verbringen Alex, Lara, Fedja und Timo Weihnachten im Film „4 König...
Wien (APA) - Nicht bei ihren Familien, sondern in einer Jugendpsychiatrie verbringen Alex, Lara, Fedja und Timo Weihnachten im Film „4 Könige“ - eine ungewohnte Konstellation im gewohnt dichten vorweihnachtlichen Kinoprogramm. Hier wie da geht es letztendlich um dasselbe, sagen Regisseurin Theresa von Eltz und ihre Hauptdarstellerin Paula Beer im Interview mit der APA, um „das Freimachen von Erwartungen“.
Mit „4 Könige“ läuft am Freitag drei Monate nach Constantin Wulffs Dokumentarfilm „Wie die anderen“ erneut ein behutsamer, außergewöhnlicher Film in den österreichischen Kinos an, der in der Jugendpsychiatrie angesiedelt ist, von Diagnosen und Krankheitsbildern aber bewusst absieht. „Das ergibt sonst automatisch eine Distanz“, sagt Theresa von Eltz, die stattdessen „vier Charaktere zeigt, mit denen man sich gut identifizieren kann, weil man die Probleme auch kennt.“ Fünf Jahre lang hat die deutsche Regisseurin gemeinsam mit Drehbuchautorin Esther Bernstorff an ihrem Spielfilmdebüt gearbeitet und dabei u.a. als „stille Beobachterin“ auch drei solcher Institutionen besucht. „Es ist weniger verrückt, als man sich das vorstellt“, meint die 37-Jährige, „man kommt da hin und denkt sich erstmal, wie stinknormal das hier ist. Das war ein interessanter Prozess.“
In ihrem Film erzählt sie dann auch nicht vom Klinikalltag, sondern von „vier jungen Menschen, die ihr Selbstvertrauen zurück gewinnen und ihren Platz in der Welt wieder finden“, betont die Regisseurin. Dabei können sich die vier Teenager - die im Klinik-Krippenspiel zu den „4 Königen“ werden - gegenseitig „am besten helfen“, aber auch auf den unkonventionellen, jungen Psychiater Dr. Wolff (Clemens Schick) bauen, der ihnen Vertrauen und Freiheiten schenkt. „Da ist jemand, der sie ernst nimmt, so, wie sie gerade sind“, sagt Paula Beer. „Er sagt nicht: ‚Reiß dich mal zusammen‘, sondern: ‚Ich versteh dich, ich bin für dich da.‘ Da fallen erstmals die Erwartungen, denen sie zuhause gerecht werden müssen, von ihnen ab. Und es entsteht ein Freiraum, in dem sie alles ausprobieren können.“
Für die Darstellung von Alex, die zwischen ihren Eltern hin- und hergerissen und von ihrer depressiven Mutter emotional unter Druck gesetzt wird, hat die 20-jährige Berlinerin keine „Diagnose“ gebraucht. „Ich muss verstehen, was in diesem Mädchen vor sich geht“, so Beer über ihre Vorbereitungen. „Und im Drehbuch steht so viel zwischen den Zeilen, womit man sich etwas bauen kann; wodurch man ein Gefühl dafür bekommt, wo sie herkommt, wie es bei ihr zuhause ist und wie die Sachen, die sie erlebt hat, sie prägen.“ Der Wendepunkt komme für Alex, als Dr. Wolff sie im Wald auffordert, rauszulassen, was in ihr brodelt. „Dieses Zumachen und Introvertiertsein ist ja ein Abkapseln von etwas in einem selbst, mit dem man nicht umgehen kann. In dem Moment, wo sie das zulässt und ihr erstmals bewusst wird, was sie unterdrückt, öffnet sie wahnsinnig viele Kanäle.“
Von Eltz hatte die Figur bereits mit Paula Beer im Kopf entwickelt, nachdem sie die damals 14-Jährige in Chris Kraus‘ „Poll“ gesehen hat. „Sie hat mich in ihren Bann gezogen, weil sie in ihrer Stille so wahnsinnig viel erzählt. Das ist selten“, schwärmt die Filmemacherin. Nach dem geglückten Casting von Beer, die als Erste und Letzte im Film zu sehen ist, sei das Niveau für die übrigen drei Darsteller hoch gewesen. Mit Jella Haase („Fack ju Göhte“) als freche Lara, Jannis Niewöhner („Ostwind 2“) als aggressiver Timo und Moritz Leu („Der Nachtmahr“) als verängstigter Fedja hat von Eltz nun drei weitere deutsche Shootingstars vor der Kamera versammelt. „Das Schöne ist, dass ich die Vier in einem ganz bestimmten Alter zeigen durfte, das kommt nicht nochmal“, sagt sie. „Der Film zeigt einen ganz bestimmten Abschnitt im Leben der vier Könige, aber auch im Leben dieser vier großartigen Jungschauspieler. Denn mittlerweile sind alle irgendwie weiter.“
Auch, wenn Weihnachten und Psychiatrie erstmal „diametral entgegengesetzt wirken“, sei „4 Könige“ letztendlich eine „puristische, ganz zauberhafte Weihnachtsgeschichte“, meint die Regisseurin. „Weil sie fern von Schmuck und Geschenken auf das zurückgeht, was Weihnachten ist: Nämlich eine Zeit, in der Liebe und Zuneigung entstehen kann, in der sich unsere vier Könige entwickeln und gestärkt weiter gehen.“ Beide hätten am Heiligen Abend nicht das „Bild von der tollen heilen Familie im Sinn“, so Beer. „Es geht um das Beisammensein“, ist von Eltz überzeugt. „Und wenn mal jemand weinen muss, weil er sich verkannt fühlt, dann muss man sich auch damit beschäftigen. Das heißt nicht, dass es ein schlechteres Weihnachten ist. Es heißt einfach, dass jeder mit anderen Erwartungen kommt und man die auch runterschraubt. Dass man sich sieht.“
(Das Gespräch führte Angelika Prawda/APA)
(S E R V I C E - www.4koenige-derfilm.de)