Zahl der Langzeitarbeitslosen explodiert, Anstieg in allen Branchen
Im November waren mehr als 430.000 Menschen in Österreich ohne Job, das ist eine Zunahme um 5,6 Prozent.
Wien – Ende November sind mit 430.107 Menschen um 22.901 oder 5,6 Prozent mehr Personen in Österreich arbeitslos gewesen als im Vorjahresmonat. 70.814 der Menschen ohne Job befanden sich in Schulung (plus 6,1 Prozent). Nach nationaler Definition lag die Arbeitslosenquote damit bei 9,2 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte).
Explodiert ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Die Zahl derer, die länger als zwölf Monate keinen Job hatten, hat sich im November verdreifacht. Sie stieg nach Angaben des Arbeismarktservice (AMS) im Vorjahresvergleich absolut um 31.398 Menschen auf 47.845 Betroffene. Das war eine Zunahme von fast 191 Prozent.
Besonders alarmierend: Die Arbeitslosigkeit ist in allen wichtigen Branchen angestiegen. Ein Rückgang war nirgends zu verzeichnen. Alleine im Handel – noch ohne die rund 2.700 von der Zielpunkt-Pleite Betroffenen – stieg die Arbeitslosenzahl um 8,1 Prozent auf 50.609 Personen.
Eine „schlechte Konjunktursituation seit 2012 führt leider zunehmend auch zu Verfestigung von Arbeitslosigkeit“, ließ AMS-Chef Johannes Kopf via Twitter wissen.
Als „Lichtpunkt“ wird vom Arbeitsministerium die gestiegene Zahl der gemeldeten offenen Stellen gesehen, wie es in einer Aussendung hieß. Mit 31.021 Jobs waren um 25,4 Prozent mehr frei als Ende November vor einem Jahr.
Die Arbeitslosenrate nach Eurostat belief sich im Oktober auf 5,6 Prozent, die Jugendarbeitslosenquote auf 10,4 Prozent.
Arbeitslosigkeit im Oktober in der Eurozone leicht gesunken
Die Arbeitslosenrate ist im Oktober in der Eurozone gegenüber September leicht von 10,8 auf 10,7 Prozent zurückgegangen. In der EU blieb sie mit 9,3 Prozent unverändert. Österreichs Quote sank geringfügig von 5,7 auf nunmehr 5,6 Prozent. Das ist Rang fünf in der EU hinter Deutschland (4,5 Prozent), Tschechien (4,7 Prozent), Malta (5,1 Prozent) und Großbritannien (5,2 Prozent).
Über ein Jahr betrachtet - Oktober 2014 zu Oktober 2015 - sank die Arbeitslosenquote in 24 EU-Staaten, in vier stieg sie an. Höhere Raten im Jahresvergleich gab es für Finnland (von 9,0 auf 9,5 Prozent), Frankreich (von 10,5 auf 10,8 Prozent), Belgien (von 8,6 auf 8,7 Prozent) und Rumänien (von 6,7 auf 6,8 Prozent). Die stärksten Rückgänge konnten Spanien (von 23,9 auf 21,6 Prozent), die Slowakei (von 12,7 auf 10,7 Prozent) und Irland (von 10,7 auf 8,9 Prozent) verbuchen.
Bei der Jugendarbeitslosigkeit punktete Österreich im Oktober mit 10,4 Prozent neuerlich mit der zweitniedrigsten Rate in der EU. Das war deutlich niedriger als noch im September mit 10,8 Prozent. Besser lag im Oktober nur Deutschland mit 7,1 Prozent. (APA)
Langzeitbeschäftigungslos
Die Arbeitslosenstatistik für November hat eine regelrechte Explosion bei den Langzeitbeschäftigungslosen, die zumindest zwölf Monate keinen Job hatten, gebracht. Per Monatsende waren beim AMS rund 146.100 langzeitbeschäftigungslose Personen gemeldet. Diese könnten sich auch in einer höchstens zweimonatigen Schulung oder gleich kurzem Beschäftigungsverhältnis wie etwa einer Probezeit befunden haben.
Mit 113.700 Personen waren fast ein Drittel der 359.293 Arbeitslosen, die per Ende November nicht in Schulung waren, Langzeitbeschäftigungslose.
Das AMS differenziert in "Langzeitbeschäftigungslose" und "Langzeitarbeitslose". Während die "Langzeitarbeitslosen" länger als 12 Monate - ohne Unterbrechung durch Schulung oder Job - arbeitslos sind, sind die "Langzeitbeschäftigungslosen" als "nicht nachhaltig integrierte Langzeitarbeitslose" definiert und waren beispielsweise ein oder zwei Monate in einer Schulung.
Langzeitarbeitslose gab es per Ende November 47.845 oder um 190,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Hier werden nur jene Menschen gezählt, die sich weder vorübergehend in einer Schulung noch in einem Kurzzeit-Beschäftigungsverhältnis befanden. Daher ergibt sich der gravierende Unterschied in der Zahl.