Frequenzmessung

Tiroler Christkindlmärkte: Kein Passant bleibt ungezählt

Die Datensammelwut macht vor den Christkindlmärkten in Tirol nicht Halt. Jeder Passant wird per Videoüberwachung erfasst.

Von Gabriele Starck

Innsbruck –Handel, Stadtmarketing und Eventveranstalter wollen es ganz genau wissen: Zu welcher Tageszeit, an welchem Wochentag, zu welcher Jahreszeit bewegen sich die meisten Menschen in der Stadt – egal ob in Innsbruck, Hall oder Schwaz?

Frequenzmessung heißt das Zauberwort, das in der Landeshauptstadt seit 2009 im Einsatz ist. Eine Messeinrichtung ist beim Altstadt-Eingang Maria-Theresien-Straße und eine beim Landesmuseum stationiert. Dabei wird aus der Vogelperspektive jede Überquerung einer virtuellen Linie gezählt. Personen, die mehrfach in die Altstadt und wieder hinausspazieren, werden auch mehrfach gezählt.

Dass die meisten der Ergebnisse erwartbar und keineswegs überraschend sind, stört die Auftraggeber nicht. Etwa dass die Frequenz beim Museum (mindestens 4,9 Millionen Passanten im Jahr) sehr viel niedriger ausfällt als beim Altstadteingang (mindestens 7,4 Millionen) oder dass der Dezember der frequenzstärkste dank Tourismus, Weihnachtsgeschäft und Christkindlmarkt ist. Aber genau das wolle man eben mit Zahlen untermauert haben, erklärt Bernhard Vettorazzi vom Stadtmarketing Innsbruck. Ihn interessiert vor allem, inwieweit Veranstaltungen die Zahl der Menschen in der Innenstadt erhöhen. Für den Christkindlmarkt ist das ziemlich eindeutig. An einem durchschnittlichen Samstag im Jahr zähle man etwa 25.000 Passanten. Am vergangenen Wochenende seien es 40.000 gewesen. Die Frequenz bestimmt jedoch auch die Bewertung eines Standorts – und damit die Immobilien- und Mietpreise.

Dass die tatsächliche Passantenzahl noch über der gemessenen liegt, das hätten inzwischen Vergleichsmessungen mithilfe von menschlichen Zählern ergeben. Der Grund dafür muss allerdings nicht technischer Natur sein. Als Erklärung für unterdurchschnittliche Ergebnisse im Jahr 2012 gab die Betreiberfirma „team schaffner“ im Jahresbericht 2014 an: „Es liegt die Vermutung nahe, dass die verkehrsnahe Lage der Kamera und Vogelschlafplätze neben und über der Kamera“ zum schlechten Ergebnis geführt hätten. Nach der Reinigung seien die Zählwerte jedenfalls wieder gestiegen.

Ob schmutzige oder saubere Kameralinsen sei dahingestellt. „Natürlich gibt es keine Personenerkennung“, betont Vettorazzi. „Das Passantenfrequenzmesssystem ermöglicht keine exakte Identifikation“, heißt es auch in der schriftlichen Datenschutzerklärung, die Vettorazzi vorlegt: „Und wir speichern das Bildmaterial auch nicht.“

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