Fußball: 15 der 22 WM-Wahlberechtigten der FIFA von 2010 im Zwielicht

Zürich (APA/AFP) - Fünf Jahre nach den umstrittenen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) hat der Internationale Fußball-Verband (...

Zürich (APA/AFP) - Fünf Jahre nach den umstrittenen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) hat der Internationale Fußball-Verband (FIFA) die schlimmste Krise seiner Geschichte aufzuarbeiten. Von den damaligen 22 Exekutivmitgliedern, die am 2. Dezember 2010 in Zürich über die Vergabe der Endrunden 2018 und 2022 entschieden haben, stehen mittlerweile 15 - vor allem wegen Korruptionsvorwürfen - im Zwielicht:

- Der 70-jährige US-Amerikaner Chuck Blazer, ehemaliger Generalsekretär des Verbandes für Nord-, Mittelamerika und die Karibik (CONCACAF), fungiert als Kronzeuge der US-Justiz und wurde im Juli 2015 vom FIFA-Ethikkomitee lebenslang gesperrt.

- Der Katarer Mohamed bin Hammam, ehemaliger Präsident des asiatischen Verbandes (AFC) und Ex-Konkurrent von Joseph Blatter um das Amt an der FIFA-Spitze, wurde bereits im Juli 2012 lebenslang gesperrt.

- Jack Warner aus Trindad und Tobago, ehemaliger CONCACAF-Präsident, der im Zuge der aktuellen FIFA-Korruptionsaffäre an die USA ausgeliefert werden soll, wurde Ende September dieses Jahres lebenslang gesperrt.

- Noch-FIFA-Präsident Joseph Blatter ist wegen einer fragwürdigen Zahlung an UEFA-Boss Michel Platini von zwei Millionen Franken (1,83 Mio. Euro) im Jahr 2011 derzeit für 90 Tage suspendiert.

- UEFA-Präsident und FIFA-Vize Michel Platini, der eigentlich die Nachfolge von Blatter antreten will, ist wegen der Zahlung des Schweizers aktuell ebenfalls für 90 Tage suspendiert. Dem Franzosen könnte nun wie Blatter eine lebenslange Sperre drohen.

- Der südkoreanische Milliardär Chung Mong-joon, ehemaliger FIFA-Vizepräsident, wurde im Oktober 2015 für sechs Jahre gesperrt.

- Worawi Makudi, Chef des thailändischen Fußball-Verbandes, ist derzeit wegen eines Verstoßes gegen den FIFA-Ehtikcode 90 Tage suspendiert.

- Deutschlands Fußball-Ikone und WM-Macher Franz Beckenbauer, der im Juni 2014 wegen mangelnder Kooperation mit der FIFA-Ethikkommission für 90 Tage suspendiert worden ist, steht derzeit wegen der dubiosen deutschen 6,7-Millionen-Euro-Überweisungen rund um WM-Vergabe 2006 schwer in der Kritik.

- Nicolas Leoz aus Paraguay, ehemaliger Präsident des südamerikanischen Verbandes (CONMEBOL), befindet sich aufgrund eines internationalen Haftbefehls seit Anfang Juni unter Hausarrest. Die USA haben formal um seine Auslieferung ersucht.

- Brasiliens früherer Fußballverbands-Chef Ricardo Teixeira ist aktuell zum wiederholten Mal wegen Korruptionsverdachts ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

- Jacques Anouma von der Elfenbeinküste, der das FIFA-Exekutivkomitee im April dieses Jahres verlassen hat, soll laut englischen Medienberichten seine Stimme an Katar „verkauft“ haben.

- Der in mehrere Skandale verwickelte, aber nie suspendierte Argentinier Julio Grondona verstarb im Juli 2014 im Alter von 82 Jahren. Er soll die umstrittene Zahlung von zehn Millionen Dollar (9,45 Mio. Euro), die WM-2010-Veranstalter Südafrika an Jack Warner überwies, autorisiert haben.

- Issa Hayatou aus Kamerun, CAF- und derzeit wegen der Blatter-Suspendierung auch interimistischer FIFA-Präsident, musste sich bereits vor der Ethikkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wegen Korruptionsverdachts verantworten.

- Angel Miguel Villar Llona, Präsident des spanischen Verbandes sowie UEFA- und FIFA-Vize, wurde am 13. November dieses Jahres vom FIFA-Ethikkomitee wegen mangelnder Kooperation bei der Untersuchung der umstrittenen WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 mit einer Geldstrafe von 25.000 Schweizer Franken belegt.

- Russlands Sportminister Witali Mutko wird im November 2015 von der unabhängigen Dopingkommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) beschuldigt, organisiertes Doping im Spitzensport in seiner Heimat gedeckt zu haben.

Als FIFA-Exekutivmitglieder im Jahr 2010 wegen damaliger Suspendierungen nicht wahlberechtigt:

- Reynald Temarii, Ex-Präsident des ozeanischen Verbandes, wurde wegen seiner Kooperation mit Mohamed bin Hammam im Mai dieses Jahres für acht Jahre suspendiert. Bereits kurz vor der WM-Vergabe 2010 war er für ein Jahr gesperrt worden.

- Der Nigerianer Amos Adamu wurde wie Temarii im November 2010 wegen Verletzung des FIFA-Ethikreglements suspendiert, allerdings gleich für drei Jahre. Deshalb waren vor fünf Jahren nur 22 Exekutiv-Mitglieder stimmberechtigt. Russland setzte sich in der zweiten Runde mit 13 Stimmen gegen die Bewerbungen Spanien/Portugal (7) sowie Niederlande/Belgien (2) durch, Katar in der vierten und letzten Runde mit 14 Stimmen gegen die USA (8).