Naturschutzverbände gegen Kraftwerksprojekt im Kamptal
Maria Enzersdorf/Rosenburg (APA) - Ein Kraftwerksprojekt der EVN im Kamptal stößt bei Naturschutzverbänden auf Kritik. Die „Aktionsgruppe Le...
Maria Enzersdorf/Rosenburg (APA) - Ein Kraftwerksprojekt der EVN im Kamptal stößt bei Naturschutzverbänden auf Kritik. Die „Aktionsgruppe Lebendiger Kamp“ als gemeinsame Plattform befürchtet eine Zerstörung „einer der wertvollsten Flussstrecken Österreichs“ in einem Europaschutzgebiet und kündigte in einer Aussendung am Mittwoch Widerstand an.
Für den Ausbau des Kraftwerks Rosenburg wolle der niederösterreichische Energieversorger eine Wasserspiegelanhebung im Oberwasser von zweieinhalb Metern sowie eine Eintiefung des Kamp im Unterwasser um eineinhalb Meter zur Genehmigung beim Mehrheitseigentümer, dem Land Niederösterreich, einreichen. Dadurch würde der Kamp auf eineinhalb Kilometern Länge durch Stauverlängerung und Unterwassereintiefung zusätzlich zerstört, meinen die Kritiker.
WWF, Naturschutzbund, Riverwatch, BirdLife Österreich, Forum Wissenschaft und Umwelt sowie etliche Fachleute hätten in ihren Stellungnahmen unisono die vorgeschlagenen Neubauvarianten als nicht vertretbaren Eingriff in eine der letzten freien und geschützten Fließstrecken Österreichs abgelehnt. „Dass die EVN nun exakt jene Variante einreichen will, die sie schon im Juni präsentiert hat, ist eine herbe Enttäuschung und empfinden wir als Frotzelei“, wurde Christoph Litschauer, Flussexperte des WWF, zitiert. Die EVN sollte anstatt in „veraltete“ Ausbaukonzepte „endlich“ in ein modernes, auf Energieeinsparung ausgerichtetes Versorgungskonzept investieren.
„Die letzten paar Kilometer an freien, unverbauten Fließstrecken für eine lächerliche Stromausbeute zu fluten bzw. auszubaggern kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein“, forderte die Aktionsgruppe Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) auf, sich gegen die Zerstörung des Kamp auszusprechen. Sollte das Land hier nicht die Notbremse ziehen, könnte ein „möglicherweise jahrelanger Konflikt im Kamptal“ drohen. „Wir lassen uns das Kamptal nicht zerstören“, so Sprecher Werner Gamerith.
Das EVN-Variantenpapier sei lückenhaft und die Kritik der NGO an den Mängeln der EVN-Untersuchung seien nicht eingearbeitet worden, wurde bemängelt. Verwiesen wurde auch auf eine EVN-Informationsveranstaltung am Dienstagabend, bei der Besucher die „Schönfärberei“ durch den Versorger kritisiert und die Zahlenangaben zur Stromproduktionssteigerung als nicht nachvollziehbar angezweifelt hätten.
~ ISIN AT0000741053 WEB http://www.evn.at ~ APA147 2015-12-02/10:53