Das Weihnachtsmassaker: Der Krampus kommt ins Kino
Michael Dougherty hetzt in seiner Horrorkomödie „Krampus“ eine Tiroler Perchtengarde durch eine verschneite amerikanische Vorstadt.
Von Peter Angerer
Innsbruck –Wenn die Weihnachtsbeleuchtung am Hausdach montiert ist und die Strümpfe für symbolische Geschenke um den lodernden Kamin hängen, ist nur noch eine Entscheidung zu treffen: Frank Capras romantische Weihnachtserzählung „Ist das Leben nicht schön?“ oder eine der vielen Filmversionen nach Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“?
In Michael Doughertys „Krampus“ wählen die Engels die Heimsuchungen des Ebenezer Scrooge, der sich in seinem Geiz vergraben hat und durch den Besuch von drei Geistern zu einem besseren Menschen werden soll. Der zehnjährige Max (Emjay Anthony) würde lieber Charly Brown sehen, aber da rumpelt auch schon die ungeliebte Verwandtschaft in das Haus. Onkel Howard Burkhauser (David Koechner) bevorzugt, bis zu den Zähnen bewaffnet, auch zu Weihnachten den Tarnanzug des Rednecks. Seine Kinder sind sadistische Monster, die väterliches Lob nur beim Rülpsen erfahren. Wegen der Abwesenheit eines Schinkens vermutet der grobe Onkel einen Wechsel zum Judentum. Für den empfindsamen Max ist damit Weihnachten schon erledigt, zumal sich auch die Ehe seiner Eltern Sarah (Toni Collette) und Tom (Adam Scott) in einer schweren Krise befindet. Aber was wie eine Satire über amerikanische Familien beginnt, entwickelt sich zu einem Horrormassaker. Max zerreißt seinen Brief an den Weihnachtsmann und ruft damit den Krampus, der sonst in der Begleitung von Nikolaus in Erscheinung tritt. Die Krampus-Geschichte erzählt Omi, die dem Krampus schon einmal in ihrer Kindheit in Deutschland begegnet ist, als „Zwist und Hader herrschten und die Menschen ihren Glauben verloren“. In „Krampus“ ist diese Erinnerung als Rückblende im Stil von Tim Burtons „Nightmare Before Christmas“ zu sehen. Die Wiener Schauspielerin Krista Stadler gibt diese Omi, die als Migrantin nur mit der Unterstützung ihres Enkels mit ihrer Familie reden kann. Für die deutsche Synchronfassung haben sich die Bearbeiter für den „schwyzerdütschen“ Dialekt entschieden, was die Kommunikation nicht erleichtert und zudem die Frage aufwirft, wann es diesen Krieg in der Schweiz gegeben haben soll. Nach der Tradition Tiroler Perchtenläufe und Krampusumzüge übernehmen die höllischen Heerscharen die amerikanische Vorstadt. Auf diese auch allegorische Invasion kennt die National Rifle Association nur eine Antwort: Aufrüstung. Gegen das Fremde verbünden sich sogar der Republikaner Howard und der Demokrat Tom als Familienväter und Hirten, die „auf ihre Herde achten“. Die Attraktionen von „Krampus“ sind hierzulande in Volkskunstmuseen und – in den kommenden Tagen – live zu sehen.
Ganz ohne Krampus kommen Charlotte (Diane Keaton) und Sam (John Goodman) in Jessie Nelsons „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“ aus. Nach 40 Jahren Ehe sind sie am Gefrierpunkt ihrer Beziehung angekommen und wollen die Feiertage mit den anwesenden Kindern und Enkeln für einen Paukenschlag nutzen. Aber wie bei Sarah und Tom, die in „Krampus“ immerhin die Apokalypse überstehen, passiert auch bei Charlotte und Sam das Weihnachtswunder der ewigen Liebe.