Polizist wegen Amtsmissbrauchs in Wiener Neustadt vor Gericht
Wiener Neustadt (APA) - Am Landesgericht Wiener Neustadt hat am Mittwoch ein Prozess gegen einen suspendierten Polizisten und dessen Ehefrau...
Wiener Neustadt (APA) - Am Landesgericht Wiener Neustadt hat am Mittwoch ein Prozess gegen einen suspendierten Polizisten und dessen Ehefrau begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Amtsmissbrauch, gewerbsmäßigen Diebstahl, gewerbsmäßige Hehlerei, Urkundenunterdrückung und Bestechlichkeit vor. Der Beamte und seine Frau bekannten sich nicht schuldig. Der Prozess wurde vertagt.
„Die berufliche Integrität des Polizisten ist mehr als infrage gestellt. Er hat unter Ausschaltung jeglichen Unrechtsbewusstseins gehandelt. Die Anklagebehörde hat akribisch die Spreu vom Weizen getrennt. Denn es ist wegen noch viel mehr ermittelt worden“, ließ die Staatsanwältin kein gutes Haar an dem suspendierten Ordnungshüter.
So soll der 57-Jährige, der auf der Polizeiinspektion dafür bekannt war, dass er oft mehr als die Hälfte seines Urlaubsanspruchs verfallen ließ, nicht nur seine Kollegen bestohlen haben, sondern auch aus der Dienststelle Reinigungsmittel, Büromaterial, Kaffeepads (285 Stück), Klopapier (200 Rollen fand man bei ihm zuhause) und noch einiges mehr entwendet haben. „Es hat immer etwas gefehlt“, sagte ein Kollege im Zeugenstand aus.
Organstrafmandate soll der Polizist zum Teil in die eigene Tasche kassiert haben. „Er war ein Spitzenreiter im Strafen ... Er war ein Scharfer, Abmahnungen gab es bei ihm nur selten. Bei Verkehrskontrollen hat er g‘schnalzt, g‘schnalzt, g‘schnalzt“, drückte es ein Kollege deftig aus.
Als im Haus des Polizisten Feuer ausbrach, fand man in einem Nebengebäude auch Diesel. Mehr als 8.000 Liter sollen er und seine Frau illegal getankt haben, indem sie eine Tankkarte eines Speditionsunternehmens verwendeten.
Die Verteidiger Michael Dohr und Hans-Christian Leiningen-Westerburg plädierten auf „eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit“: Der Polizist habe an einem Erschöpfungszustand, an einem Burn-out gelitten. „Wie sonst kann man es erklären, dass man 200 Rollen Klopapier, das keinen Wert hat, mitnimmt“, so Dohr.
Ein psychiatrisches Gutachten ist in Auftrag gegeben worden, 50 Zeugen müssen gehört werden. Die Angeklagten selber kommen erst beim zweiten Prozesstag zu Wort. Dafür gibt es aber noch keinen Termin. Es wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.