Hoffnung auf ein „Wattens Valley“
Mit der „Werkstätte Wattens“ entsteht auf ehemaligen Werksflächen von Swarovski ein Gründerzentrum, das technologieorientierte Jungunternehmer anziehen will. Geboten wird unter anderem ein modernes „Fablab“.
Von Michael Domanig
Wattens –„Werkstätte Wattens“ nennt sich ein internationales Gründerzentrum, das derzeit auf ehemaligen Flächen des Swarovski-Werks 2 in der Weißstraße entsteht. Die Initiative, an der die „Destination Wattens Regionalentwicklung GmbH“ seit gut einem Jahr arbeitet, richtet sich an junge Start-ups sowie Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsphasen. Ende November sind die ersten Partner eingezogen.
Die „Destination Wattens“, an der die D. Swarovski KG mit 60 und die Marktgemeinde Wattens mit 40 Prozent beteiligt sind, wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen – „nach einem einstimmigen Gemeindratsbeschluss“, wie Bürgermeister Thomas Oberbeirsteiner bei der gestrigen Werkstätten-Präsentation betonte. „Grundgedanke war, dass ein großer, traditioneller Industriebetrieb auch eine regionale und gesellschaftspolitische Verantwortung hat“, erklärte Andreas Braun, der noch bis Jahresende die Geschäfte der Destination Wattens führt. Die Förderung von Bildung und Innovation stünde dabei im Mittelpunkt. Zu den ersten Initiativen zählte etwa der Aufbau eines zweisprachigen Bildungsweges an Wattener Kindergärten und Volksschulen. Der bisher größte Schritt folgt nun eben mit der Werkstätte Wattens.
Um bislang 2,2 Mio. Euro – angedacht sind laut Braun bis zu 4 Mio. Euro – wurden die historischen Bestandsgebäude modernisiert, eine Gesamtfläche von 2200 Quadratmetern wird bespielt. Die „Werkstätte“ umfasst vier Hauptbereiche: Da ist zunächst der „Co-Working Space“, ein offenes Arbeitsumfeld, das auf 250 Quadratmetern bis zu 30 Arbeitsplätze bietet. „Dieser Bereich ist für Menschen gedacht, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Unternehmen zu gründen oder die frisch gegründet haben“, erläuterte Matthias Neeff, designierter Nachfolger von Andreas Braun, bei einem Rundgang durchs Gelände.
Sie können im Co-Working Space (um 15 Euro pro Tag oder 200 bis 250 Euro pro Monat) nicht nur Internet und Drucker nutzen, sondern sich auch mit anderen Gründungswilligen austauschen: „Ein permanenter Vernetzungsprozess hilft, in der Entwicklungsphase Fehler zu vermeiden und schneller zu werden“, glaubt Neeff.
Unternehmen, die schon weiter entwickelt sind, können sich einen Stock darunter in „Team Offices“ einmieten. Auch sie sollen von einem vernetzten Arbeitsumfeld profitieren – sechs Einheiten sind aktuell schon vergeben.
50 Prozent der Gesamtfläche stehen für Werkstätten- und Produktionsbereiche zur Verfügung. Zwei von drei Einheiten sind noch frei, laut Neeff gibt es aber bereits Interessenten. Besonders stolz sind die Betreiber des Gründerzentrums auf das so genannte „Fablab“ oder „Fabrication Laboratory“: Dort können Hightech-Geräte wie 3 D-Drucker oder ein Laser-Cutter für einen geringen Beitrag genutzt werden. „Damit sollen Unternehmen – oder auch Schüler und Studenten – rasch von digitalen Daten und Entwürfen zum physischen Produkt, also zu einem Prototyp, kommen“, führt Christian Teissl, Leiter dieses „Center For Rapid Innovation“, aus. Er hat die Idee des „Fablabs“ einst am M.I.T. in Boston kennen gelernt. Mittlerweile gebe es weltweit 500 solcher Einrichtungen – jene in Wattens zähle „zu den modernsten in Europa“.
Da sich die Werkstätte laut Neeff „als Gründerzentrum, nicht als Gewerbepark“ versteht, bietet man Unternehmern neben der Infrastruktur auch begleitende Programme und Services an, etwa Finanzierungs- und Förderungsberatung oder regelmäßige Kurse, Seminare und Kamingespräche.
Das Land Tirol unterstützt das Projekt mit einem Mietfördermodell, die entsprechende Fördervereinbarung wurde gestern unterzeichnet. „Innovative, technologieorientierte Gründer und Jungunternehmer erhalten vier Jahre lang einen Mietzuschuss von drei Euro pro Quadratmeter“, so Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf.
BM Oberbeirsteiner hat „riesige Erwartungen“ an die Werkstätte: Er hoffe auf „internationale kreative Köpfe und auf Jungunternehmer, die sich vielleicht dauerhaft in Wattens niederlassen“. Auch Andreas Braun wünscht sich eine „Gründeratmosphäre“, die sich an diesem „besonderen Platz“ entfalten möge. Er glaubt, dass vom „Wattens Valley“ ein „kräftiger Impuls für das Unternehmertum in Tirol“ ausgehen werde.