Tirol

Kaum Zwischenfälle in Tiroler Flüchtlingsheimen

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Das Essen war der Auslöser für die Unruhen in einer Innsbrucker Flüchtlingsunterkunft. Die Menschen wollen selbst kochen, was in der früheren Tennishalle nicht möglich ist.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck –Das Flüchtlingsheim am Innsbrucker Paschberg war am Dienstagabend Schauplatz eines Polizei-Großeinsatzes (die Tiroler Tageszeitung berichtete bereits): 17 Streifenbesatzungen rückten an, sogar die Spezialeinheit Cobra war vor Ort. Der Grund: Unruhen und Raufereien zwischen einem Teil der rund 150 dort untergebrachten Flüchtlinge, angeblich ausgelöst durch Unzufriedenheit mit dem Essen. Letztendlich blieben Tumult und Polizeieinsatz ohne gröbere Folgen – niemand wurde ernsthaft verletzt, die Beamten stellten keine relevanten Straftaten fest.

Georg Mackner, Sprecher der Tiroler Sozialen Dienste (TSD; zuständig für die Flüchtlingsbetreuung) bestätigt, dass das Essen schuld war: „Ursache war die für einige Bewohner nicht zufriedenstellende Essenssituation.“ Die TSD seien sich der Situation bewusst, aus logistischen Gründen könne aber aufgrund der bis zu 250 Bewohner fassenden Unterkunft keine Selbstversorgerstruktur eingerichtet werden. Weiters weist Mackner darauf hin, dass die ehemalige Tennishalle am Paschbergweg „für die Asylwerber nur eine Durchgangsstation darstellt und die TSD bemüht sind, sie ehestmöglich in kleineren Quartieren unterzubringen“. In Quartieren, die in den meisten Fällen mit Kochgelegenheiten ausgestattet sind. Was für viele Flüchtlinge sehr wichtig ist: „Sie haben eine andere Form der Essenszubereitung“, erklärt Mackner.

Ein Polizeieinsatz dieser Größenordnung in einer Tiroler Flüchtlingseinrichtung sei ein Einzelfall, sagt Landespolizeidirektor Helmut Tomac: „Aber natürlich gibt’s immer wieder einmal Auseinandersetzungen, die auch ein Eingreifen der Polizei notwendig machen.“ Streitereien, die aufgrund der beengten Unterbringungsverhältnisse und auch der unterschiedlichen ethnischen Zugehörigkeit der Bewohner kaum zu vermeiden seien. „Zu dramatischen Vorfällen in den Flüchtlingseinrichtungen ist es aber bisher nicht gekommen“, sagt Tomac.

TSD-Sprecher Mackner beschreibt die Stimmung in den Tiroler Flüchtlingseinrichtungen als „grundsätzlich sehr gut“. Dass die Flüchtlinge verschiedenen ethnischen Gruppen angehören, sei in der Regel kein Problem: „Das haben wir im Griff, wir stellen die Gruppen in den Unterkünften so zusammen, dass sie sich vertragen.“ Dafür würden die Mitarbeiter des Belegungsmanagements der TSD sorgen, die teilweise selbst anderen Ethnien angehören und ein gutes Gespür für die Situation der Flüchtlinge haben. Und wenn’s doch einmal zu Spannungen aufgrund der unterschiedlichen Herkunft kommt, „werden die Gruppen umbelegt“.

Für Anspannung sorgt eher, dass die Menschen von den Durchgangsstationen in die Heime übersiedeln wollen: „Die Leute hätten das halt gerne schneller“, sagt Mackner. Wünsche, die bei derzeit rund 5000 Flüchtlingen in Tirol nicht immer ganz einfach zu realisieren sind. „Wir haben derzeit 120 Flüchtlingseinrichtungen, weitere 15 Standorte sind in der Projektphase.“ Und der Ausbau der neuen Einrichtungen verlaufe nicht immer ganz reibungslos: „Die Handwerker rotieren kurz vor Weihnachten ohnehin schon, es klappt halt nicht immer alles so wie geplant.“ Und dann kann es zu Verzögerungen bei der Übersiedlung der Flüchtlinge kommen.

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