Flüchtlingskurse

Geschlechtertrennung: AMS-Chef ärgert sich über Kritik von Kurz

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© APA/HERBERT NEUBAUER

Integrationsminister Kurz hält es für „absurd“, dass das Wiener AMS Kompetenzchecks für Araber nach Frauen und Männern getrennt abhält. Dass die Geschlechtertrennung ein Entgegenkommen an kulturelle Bedürfnisse von Flüchtlingen sei, bestritt AMS-Chef Kopf jedoch deutlich.

Wien - AMS-Chef Johannes Kopf hat die von Minister Sebastian Kurz (ÖVP) kritisierte Geschlechtertrennung von Flüchtlingen in „Kompetenzcheck“-Kursen des Arbeitsmarktservice verteidigt. Frauen müssten spezifisch gefördert werden, sagte er im Ö1-“Mittagsjournal“. Scharfe Kritik an dem Vorgehen kam von ÖVP und FPÖ. SPÖ und Grüne wiederum kritisierten Kurz für dessen Aussagen.

Dass die Geschlechtertrennung ein Entgegenkommen an kulturelle Bedürfnisse von Flüchtlingen sei, bestritt Kopf deutlich: „Es gab keinen einzigen Fall, wo sich ein Kunde beschwert hätte, er ginge nicht in einen Kurs, weil dort eine Frau drinnen sitzt“, sagte er.

„Kein Platz für falsch verstandene Toleranz“

Kurz hatte zuvor kritisiert, es sei „wirklich absurd“, wenn die Kurse für Araber nach Geschlechtern getrennt, aber für Russen und andere gemeinsam durchgeführt werden. Da gehe es um die Grundwerte und deren Vermittlung „von Anfang an“. Kurz sieht hier „keinen Platz für falsch verstandene Toleranz“. Wollen Araber gemischte Kurse nicht besuchen, dürfe man die Grundwerte nicht aufgeben, sondern müsse auf deren Einhaltung pochen - indem man die Mindestsicherung kürzt.

Konkret geht es um den Kompetenzcheck im Arbeitsmarktservice Wien, der - vorerst bis Weihnachten - im Pilotversuch getestet wird. Dabei werden die mitgebrachten Qualifikationen Asylberechtigter erhoben. Die Kurse werden in den Muttersprachen gehalten - jene in Russisch oder Französisch gemeinsam, jene in Arabisch und Farsi (das im Iran und Afghanistan gesprochen wird) aber nach Frauen und Männern getrennt. Das ORF-Mittagsjournal hatte berichtet, das AMS Wien wolle damit die Schwelle für Schutzberechtigte aus dem arabischen Raum niedriger machen, viele Asylberechtigte von dort würden sonst nicht an den Kursen teilnehmen.

Hundstorfer verteidigt Vorgehen

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hält es zu Beginn der Eingliederungsprozesses für zulässig, den arabischen Flüchtlingen „einen kleinen Schritt entgegen“ zu kommen - wobei aber „umgekehrt vollkommen klar ist, dass vermittelt wird, bei uns ist das Leben anders“. Alle anderen Maßnahmen seien dann ohnehin gemischt-geschlechtlich.

Kurz hält es hingegen für nötig, „vom ersten Tag an“ die Einhaltung der Grundwerte einzufordern - man könne doch nicht sagen, dass diese „erst nach Wochen, Monaten oder nach einem Jahr gelten“ sollten. Jedem Menschen, der in Österreich ist und bleiben wolle, müsse klar sein, dass er „unsere Verfassung, unsere Gesetze und unsere Grundwerte einzuhalten hat“. Für die Gleichstellung von Frauen und Männern sei lange gekämpft worden, sie dürfe nicht in Frage gestellt werden - auch nicht zu Beginn der Integrationsmaßnahmen.

Wiener AMS-Chefin: Im Sinne der Frauen

Die Chefin des AMS Wien, Petra Draxl, verteidigt das Vorgehen ebenfalls. Dies sei im Sinne der Frauen, deren spezifischen Bedürfnissen man so am besten gerecht werden könne. Dass die Weigerung von Teilnehmern, in eine gemischte Gruppe zu kommen, der Hintergrund sei, bestritt sie: „Das ist Unsinn.“ Es gebe auch viele funktionierende gemischte Kurse, etwa im Computerbereich. „Wir kennen keine einzige Beschwerde, dass eine Frau, die jetzt aus Syrien kommt, sagt, sie geht in keine gemischte Gruppe.“

Im Kompetenzcheck aber gehe es vor allem um die vorhandene Qualifikation, und hier hätten Frauen eben andere „berufliche Erfahrungen“: „Sie arbeiten nicht gut in einer Gruppe gemeinsam, wo der Mechaniker und der Elektroniker mit der Lehrerin und der Krankenschwester ist.“ (tt.com, APA)