Theater im Bahnhof: „Wahr und gut und schön“ bis es wehtut

Graz (APA) - Eine gutbürgerliche Familie am Sonntag, durchsetzt von Langeweile, Hass aufeinander und einer gehörigen Portion rechtem Gedankengut - das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) zeigt mit „Wahr und gut und schön“ eine Komödie, die in ihrer Realitätsnähe nicht mehr komisch ist. Bei der Premiere am Donnerstagabend präsentierte sich das Ensemble in der Regie von Ed Hauswirth gewohnt präzise und spielfreudig.

Die Schwester hört Brahms, säuft und ist depressiv, der Bruder ist ein suspendierter Beamter, eine nervige französische Schwägerin ist aus einer zerbrochenen Beziehung übrig geblieben: die drei Personen leben in einem alten Haus und sind durch wirtschaftliche Verhältnisse aneinandergekettet. Am Sonntag entlädt sich nach und nach der aufgestaute Hass auf alles, was unbekannt ist, aber auch auf das eigene, ziemlich trostlose Leben.

Unter der dünnen Hülle des aufgeschlossenen, liberalen Benehmens lauert allerdings eine ordentliche Portion rechte Gesinnung, die hochkommt, sobald nicht mehr alles so perfekt läuft. Das kommt dann alles so beiläufig und normal daher, wird teilweise komisch serviert, aber irgendwann kippt es ins Bösartige, Hasserfüllte.

Das Team vom TiB hat alles Mögliche zum Thema zusammengetragen, die aktuelle Flüchtlingssituation findet ebenso Platz wie rechte Allgemeinplätze. Das Ganze wird großteils sehr unterhaltsam von Lorenz Kabas und Martina Zinner als Geschwisterpaar, Juliette Eröd als kapriziöse Schwägerin, Monika Klengel als bodenständige Haushälterin, Beatrix Brunschko und Elisabeth Holzmeister als Tanten sowie Saladin Dellers als hoffnungsvoller Sohn bzw. Neffe gespielt. Einige Straffungen wären trotzdem nicht schlecht gewesen und hätten dem Text noch mehr Schärfe verliehen.

(S E R V I C E - „Wahr und gut und schön“ im Theater im Bahnhof. Mit: Juliette Eröd, Lorenz Kabas, Monika Klengel, Martina Zinner, Beatrix Brunschko, Elisabeth Holzmeister und Saladin Dellers. Nächste Termine: 4., 5., 10., 11., 12., 17., 18. und 19. Dezember 2015. www.theater-im-bahnhof.com)