Leopold Museum: Wipplinger will „Geschichte und Gegenwart verknüpfen“
Wien (APA) - Hans-Peter Wipplinger, seit 1. Oktober museologischer Direktor des Leopold Museums, möchte die Sammlung Leopold „nicht nur verw...
Wien (APA) - Hans-Peter Wipplinger, seit 1. Oktober museologischer Direktor des Leopold Museums, möchte die Sammlung Leopold „nicht nur verwalten, sondern neu kontextualisieren und dabei Geschichte und Gegenwart verknüpfen“. Das sagte der 47-jährige frühere Leiter der Kunsthalle Krems heute bei seiner Antrittspressekonferenz. „Ich bin ganz, ganz glücklich über den Wipplinger“, versicherte Elisabeth Leopold.
Drei Fünftel des Ausstellungsprogramms für 2016 des Programms seien neu konzipiert, sagte der neue Direktor. „Der zentrale USP des Leopold Museums bleibt die weltweit größte Schiele Sammlung und die herausragende Kollektion zu Wien um 1900.“ Es werde ein Wechselspiel von Sammlungspräsentationen und Wechselausstellungen geben, nahezu überall werden auch Objekte der privaten Sammlung „Leopold 2“ involviert sein.
Bereits seit September versucht eine Neupräsentation von Egon Schiele, den Künstler „neu erlebbar“ zu machen. Ab 29. Jänner 2016 werden „Verborgene Schätze der Sammlung“ im Rahmen eines Restaurierungsprojekts präsentiert, für das Paten und Unterstützer gesucht werden. „Der Grundgedanke der Schau ist es, Sponsoren zu gewinnen“, sagte Elisabeth Leopold. Vom 8. April bis 4. Juli widmet man mit Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) „einem der bedeutendsten und wichtigsten Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Wipplinger) eine Retrospektive, bei der rund 50 Skulpturen, 90 Gemälde, Zeichnungen und Radierungen gezeigt werden.
Zeitgleich und im Kontext dazu wird eine Ausstellung der belgischen Bildhauerin Berlinde de Bruyckere (geb. 1964) gezeigt. Gemeinsames Thema sei „die Verletzlichkeit des Körpers“: „Beide Projekte sind angesichts aktueller Ereignisse von großer Aktualität“, spielte Wipplinger auf die vielen Kriege und gewalttätigen Konflikte unserer Zeit an.
Von 29. April bis 5. September ist Theodor von Hörmann (1840-1895) die erste Personale gewidmet. Kuratorin ist Marianne Hussl-Hörmann, deren „Ur-Ur-Großonkel“ der österreichische Künstler war, dessen Schaffenszeit nur 15 Jahre betrug und der sich intensiv mit dem französischen Impressionismus auseinandersetzte. „Es ist eine faszinierende Malerei, die eigensinnig und ungewöhnlich ihren Weg geht“, so die Kuratorin.
„Fremde Götter. Stammeskunst im Kontext der Moderne“ heißt eine Schau, die von 23. September bis 9. Jänner 2017 die rund 200 in der Sammlung Leopold befindlichen Objekte aus Afrika und Ozeanien zeigt. „Ich bin draufgekommen, dass hier ein Schatz liegt, mit großteils guter Qualität und einigen Stücken erstklassiger Qualität“, sagte Erwin Melchardt, der gemeinsam mit Ivan Ristic die Ausstellung kuratiert. „Poetiken des Materials“ beschließt ab 21. Oktober (bis 30. Jänner 2017) das Ausstellungsjahr mit zeitgenössischer Kunst. Sechs junge, in Wien lebende Künstler wurden dazu eingeladen.
„Wir sind weder ein Privatmuseum noch ein Bundesmuseum - und das ist auch gut so“, sagte Wipplinger. Nicht so gut findet man dagegen die Höhe der Subventionen, bei der man eine Benachteiligung gegenüber den Bundesmuseen ortet. Die neue kaufmännische Direktorin Gabriele Langer nannte denn auch „die Sicherstellung der finanziellen Rahmenbedingungen die größte Herausforderung“. 60 Prozent des 8 Mio. Euro betragenden Gesamtbudgets seien eigenfinanziert, bei jährlich rund 350.000 Besuchern habe man gemeinsam mit dem Belvedere die niedrigste Subventionshöhe pro Besucher.
Wipplinger zählt daher „Allianzen bilden, Kollaborateure einbinden“ zu seinen Hauptzielen. In einem „5 Punkte-Plan“ wolle er Partnerschaften mit Unternehmen intensivieren (Präsident eines Board of Trustees soll Post-Generaldirektor Georg Pölzl werden), den Mitgliederstand des Vereins der Freunde und Förderer ausbauen, mäzenatisches Engagement generieren, ein internationales „Board of Friends and Advisers“ aufbauen und ein interdisziplinäres Expertenkomitee „Wien um 1900“ konstituieren.
Zu den Programm-Partnern des Museums, das zu 87 Prozent von Touristen besucht wird, sollen ab 2017 auch die Wiener Festwochen, das Impulstanz-Festival oder die Viennale zählen. Mit dem „Libelle“ genannten Dachaufbau, dessen Errichtung im Spätsommer 2017 begonnen werden soll, „wird sicher die Attraktivität unseres Hauses weiter gesteigert werden können“, so Langer.
Restitution war bei der Pressekonferenz kein Thema. In einer Aussendung forderte am Donnerstag die Israelitische Kultusgemeinde die Rückgabe von fünf Schiele-Blättern aus der Sammlung Mayländer, die 2010 von der „Michalek-Kommission“ empfohlen wurde, vor dem 95. Geburtstag der Erbin, die diese im Jänner 2016 feiern werde: „Wie lange soll sie noch warten?“ Aus dem Museum heißt es dazu gegenüber der APA, den Erben liege ein Angebot der Stiftung vor. Im übrigen seien diese Fragen eine Angelegenheit des Vorstands der Leopold Museum Privatstiftung.
(S E R V I C E - www.leopoldmuseum.org)