Pastoren und Mönche in Südkorea sollen erstmals Steuern zahlen
Seoul (APA/AFP) - Nach mehr als 40 Jahren heftiger Debatten hat das Parlament in Südkorea ein Gesetz verabschiedet, das auch Pastoren und Mö...
Seoul (APA/AFP) - Nach mehr als 40 Jahren heftiger Debatten hat das Parlament in Südkorea ein Gesetz verabschiedet, das auch Pastoren und Mönche zur Zahlung von Steuern verpflichtet. Kurz vor Mitternacht am Mittwoch stimmten 195 Abgeordnete für die Steuer, 20 dagegen. 50 enthielten sich. Das Gesetz sieht eine lange Übergangsfrist vor: Erst 2018 geht es den Geistlichen wirklich an den Geldbeutel.
In Südkorea leben rund 360.000 Geistliche. Ihre Einkommen werden laut dem neuen Gesetz als „religiöse Einkommen“ eingestuft, nicht mehr wie bisher als „Honorar“. Die Steuer wird gestaffelt sein: Wer weniger als 40 Millionen Won (32.400 Euro) im Jahr einnimmt, muss demnach auf 20 Prozent des Einkommens Steuern zahlen, wer mehr als 150 Millionen Won einnimmt, zahlt auf 80 Prozent seiner Einnahmen eine Abgabe an den Staat.
In Umfragen hat sich lange schon eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Besteuerung der Geistlichen ausgesprochen. Viele bekämen Leistungen und Geschenke neben ihrem offiziellen monatlichen Gehalt, sagte Kim Ai Hee von der Christlichen Allianz für eine Kirchenreform. In Südkorea bekennen sich knapp 30 Prozent der Bevölkerung zum Christentum, 23 Prozent zum Buddhismus.
Katholische Priester zahlen bereits seit Mitte der 90er-Jahre Steuern; Protest kam vor allem aus der protestantischen Gemeinde, die vielerorts beträchtlichen politischen Einfluss besitzt. Die protestantische Gruppe Kommission der Kirchen in Korea etwa erklärte, die Besteuerung von Geistlichen stelle religiöse und wirtschaftliche Tätigkeiten auf eine Stufe. Protestantische Geistliche dürften anders als katholische oder buddhistische Familien gründen - sie wären besonders betroffen, müssten sie Steuern zahlen, argumentierte ein Sprecher. Sie könnten anders als katholische Priester oder buddhistische Mönche nicht nur von einem kleinen Einkommen leben.