Helfer mit erster Bilanz: „Größte Herausforderung kommt noch“
Eine Zwischenbilanz zeigt, welch enorme Leistungen die Helfer des Roten Kreuzes in den vergangenen Monaten bei der Flüchtlingsversorgung vollbracht haben. Caritas-Präsident Landau warnt vor steigender Obdachlosigkeit unter Asylwerbern in Österreich.
Wien - Sowohl das Rote Kreuz als auch die Caritas präsentierten am Donnerstag eine Zwischenbilanz zur Flüchtlingsbetreuung in Österreich. Seit Anfang September wurden laut Rot-Kreuz Präsident Gerald Schöpfer und Bundesrettungskommandant Gerry Foitik 570.000 Menschen betreut. „Die Strukturen haben sich bewährt“, verwies der Präsident auf die insgesamt 70.000 Freiwilligen und 7.500 hauptberuflich Tätigen beim Roten Kreuz.
Laut Schöpfer war die Herausforderung „gewaltig“. So wurden etwa 1,5 Millionen Portionen Verpflegung verteilt, 70.000 Menschen medizinisch versorgt und 3.000 ins Krankenhaus transportiert. Weitere Zahlen: 50.000 Feldbetten stellte die Organisation zur Verfügung und verteilte 400.000 Decken. Ausgegeben wurden auch 7.000 Schlafsäcke und 10.000 Isomatten. Im Durchschnitt waren 500 Rotkreuz-Helfer täglich im Einsatz.
„Umfangreiche Strategie“ für Integration gefordert
Schöpfer stellte jedoch fest: „Die größte Herausforderung kommt noch.“ So werden für dieses Jahr rund 90.000 und im kommenden 120.000 Asylanträge erwartet. Er fordert daher eine „umfangreiche Strategie“ für die Integration sowie eine Wohnbauoffensive. Mit Sorge betrachtet er die geplanten „Verschlechterungen“ bei der Familienzusammenführung. Er fordert zudem positive Anreize für Länder, die Flüchtlinge aufnehmen.
Kritik übte Foitik am Vergaberecht, denn die Bürokratie habe „vieles verhindert“. So sei etwa die Beauftragung für den Bustransport anfangs gescheitert, meinte der Bundesrettungskommandant. Er sprach sich dafür aus, das Vergaberecht an Krisensituationen anzupassen, denn einen Einsatz zu verhindern, das wolle auch der Gesetzgeber nicht. Grundsätzlich funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Bundesheer und der Polizei „ausgezeichnet“, anders als jene in der Regierung und mit Spitzenbeamten, so Foitik. Hier habe es einen „negativen Kompetenzkonflikt“ gegeben, weshalb er darauf drängte, dies künftig zu bereinigen.
Für die Kosten in der Flüchtlingsbetreuung stellt die Regierung den Hilfsorganisationen insgesamt 15 Mio. Euro zur Verfügung. Laut Foitik hat das Rote Kreuz bereits 9,8 Mio. Euro bekommen, bis Ende Oktober habe man 14 Mio. Euro beim Innenministerium eingemeldet.
Caritas-Präsident: Immer mehr Flüchtlinge obdachlos
Caritas-Präsident Michael Landau wies darauf hin, dass immer mehr Menschen auf der Flucht von Obdachlosigkeit betroffen sind. 15.000 Freiwillige unterstützten die Arbeit der Organisation, hieß es in einer Aussendung.
Neben der akuten Flüchtlingsnothilfe betreut die Caritas österreichweit über 31.000 Asylwerber in Grundversorgung. Mehr als 6.500 Menschen, davon 450 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, werden in von der Caritas betriebenen Unterkünften versorgt. Zusätzlich werden 24.500 Flüchtlinge, die privat oder bei anderen Unterkunftsgebern wohnen, mobil betreut. (tt.com, APA)