Märk: „Die gemeinsame Uni läge in Rankings 75 Plätze weiter vorn“
Rektor Märk befürchtet, dass es mit den österreichischen Unis in den Ranglisten künftig noch weiter nach unten gehen wird.
Die Universität Innsbruck ist im letzten Times-Higher-Education-Ranking abgerutscht. Was ist da los?
Tilmann Märk: Die Frage ist so zu negativ gestellt. Man muss das andersherum aufziehen: Es ist eine außerordentliche Leistung, dass wir uns unter den schwierigen Randbedingungen, unter denen wir agieren, bei den 350 Besten der Welt halten konnten. Wenn wir uns ansehen, was in anderen Ländern passiert, sowohl was den Mitteleinsatz als auch die organisatorischen Bedingungen angeht, müssen wir sogar davon ausgehen, dass wir in den nächsten Jahren große Schwierigkeiten haben werden, diesen Rang zu halten, falls keine substanziellen Verbesserungen eintreten.
Wenn Sie sagen, dass in anderen Ländern mehr getan wird: Wie unzufrieden sind Sie mit der Wissenschaftspolitik Österreichs?
Märk: Österreich befindet sich zurzeit in einer schwierigen Situation, und wir haben auch Verständnis dafür. Aber natürlich würde ich mir wünschen, dass die Universitäten einen höheren Stellenwert haben und dass Österreich mehr in diesen für die Zukunft des Landes so wichtigen Bereich investiert. Das Land Tirol ist ein großer Förderer und das hilft uns, aber es bräuchte natürlich mehr.
Das vor einigen Jahren als Elite-Forschungsinstitut aus dem Boden gestampfte IST Austria in Klosterneuburg hat jetzt das fünfte große Forschungsgebäude erhalten. Ärgert Sie das?
Märk: Ich denke, das IST ist eine wunderbare Einrichtung. Da wird auch tolle Wissenschaft entstehen, weil hier sehr, sehr viel mehr Geld als an die Universitäten fließt.
Das klingt wenig erfreut.
Märk: Ich bin Rektor einer Universität, die unter den bekannten Randbedingungen agieren muss. Die Bedingungen für das IST sind wesentlich besser.
Ist die Wiedervereinigung mit der Medizin-Uni endgültig vom Tisch?
Märk: Ich war von Anfang an gegen die Teilung, und es gäbe nach wie vor Vorteile durch eine engere Kooperation bzw. die Wiedervereinigung. Eine Zusammenlegung würde inhaltlich großen Sinn machen und eine Standortstärkung bewirken, eine bessere Darstellung nach außen und damit verbunden eine höhere Drittmitteleinwerbung ermöglichen. Ich habe es einmal ausrechnen lassen: Die gemeinsame Universität würde um 50 bis 75 Plätze in den Rankings vorrücken. Das ist ein Faktum. Aber wir respektieren natürlich den Wunsch der Medizin-Verantwortlichen zur Eigenständigkeit. Und wir arbeiten gern mit der MUI zusammen. Sie ist eine sehr gute und starke Partnerin.
Würden Sie die Zusammenarbeit lieber mit ihr als mit der Landes-Uni Umit in Hall vertraglich festigen?
Märk: Diese Frage stellt sich nicht. Ich kooperiere mit jedem Partner gerne, weil das immer zu einem Mehrwert führt. Wir sind ja jetzt kurz davor, den Gesellschaftervertrag mit der Umit zu unterzeichnen. Aber wir haben schon seit dem Beginn der Vertragsgespräche eine große Anzahl neuer gemeinsamer Projekte im Interesse beider Unis in Angriff genommen.
Ärgert es Sie, dass ein gewisser Teil der zusätzlich vom Bund versprochenen Forschungsmittel in die Erhöhung der Ärztegehälter fließen?
Märk: Die war eine Vorgabe bei der Verhandlung zu den Leistungsvereinbarungen. Aber natürlich ist es ein Wermutstropfen, dass ein Budget, das für die Unis und die Wissenschaft vorgesehen war, nun in Richtung Patientenversorgung eingesetzt wird.
An der Juridischen Fakultät schwelt seit Jahren ein Streit, der zuletzt wieder aufgeflammt ist. Kriegt die Uni das nicht in den Griff?
Märk: Die Lösung dieses Konflikts beschäftigt mich schon seit langer Zeit und hat auch Priorität. An einer Institution mit 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es natürlich immer wieder einmal Fälle, wo es zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen Mitarbeitern kommt.
Wie schwierig ist es, Wissenschafter zu handhaben?
Märk: Ich würde nicht hier sitzen, wenn es nicht ein Vergnügen wäre, mit ihnen gemeinsam am Projekt Universität zu arbeiten.
Das Gespräch führte Gabi Starck