Das Liebesleid im Klassenkampf
Keine Experimente, aber viel wohliges Wiedererkennen für den guten Zweck: Pepi Pittl inszeniert „Don Camillo und Peppone“ als vorweihnachtlichen Spaß im Innsbrucker Dom zu St. Jakob.
Innsbruck –Giovannino Guareschis Romane um den wackeren Dorfpfarrer Don Camillo sind Kinder ihrer Zeit, ein Spiegel Italiens in den 1950er-Jahren, als das Dolcefarniente durchsetzt war vom Kampf um den richtigen Weg, konservativer Katholizismus gegen Kommunismus zugespitzt zu einer nie ganz ernst gemeinten Tavernenprügelei zwischen Pfaffen und letztlich nicht minder gottgläubigen Proleten.
Dass in den Texten ebenso wie in den späteren Verfilmungen des Stoffes abseits auch viel über ganz Alltägliches, über die Not der ersten Nachkriegsjahre zum Beispiel, zu erfahren war, sollte angesichts dieser ideengeschichtlichen Programmatik nicht vergessen werden. Darauf letztlich konzentriert sich Pepi Pittls Bühnenbearbeitung von Guareschis Vorlage, die derzeit – ein Novum in Tirols Theaterlandschaft – im Innsbrucker Dom zu sehen ist.
Wobei weniger die Streithansel Don Camillo (Pittl) und Peppone (Werner Frank) im Zentrum der ebenfalls von Pittl verantworteten Inszenierung stehen, sondern die vom elterlichen Klassenkampf behinderte Liebe von Gina (Ronja Forcher) und Mariolino (Felix Briegel). Beiden wird in dem eher als lose Szenenfolge konzipierten Stück anrührendes Ausbrechen gestattet. Das eher statische – und von einem nachsichtigen Christus aus dem Off (Günther Lieder) gebilligte – Gebalge zwischen Seelsorger Camillo und Dorfchef Peppone hat dementsprechend eher die Funktion burlesker Auflockerung. Wobei die Pointen selbst Gelegenheitsfernsehschauern bekannt sein dürften – und der Reiz folglich im wohligen Wiedererkennen von liebgewonnenem Altbekanntem liegt. Keine Überraschungen also. Und auch keine Experimente. Letzteres hätte die geweihte Spielstätte kaum erlaubt. Dafür besticht „Camillo und Peppone“ – der Reinerlös kommt der Renovierung des Doms und den von Bischof Reinhold Stecher initiierten Hilfsprojekten „Wasser zum Leben“ und „Arche Tirol“ zugute – durch herzliche Zurückhaltung und vorweihnachtliche Verve: ein angenehm harmloser Spaß für den guten Zweck. (jole)