Rückenwind für Hollande gegen starke Rechtsextreme

Paris (APA/dpa) - Präsident Francois Hollande kann nach den Terrorattacken von Paris auf neue Unterstützung der Franzosen setzen. Bereits na...

Paris (APA/dpa) - Präsident Francois Hollande kann nach den Terrorattacken von Paris auf neue Unterstützung der Franzosen setzen. Bereits nach den Angriffen auf „Charlie Hebdo“ im Jänner frischte ein auf Einheit der Nation setzender Hollande seine sonst desaströsen Werte zeitweilig auf.

Mit dem aktuell von Trauer um die Opfer und gleichzeitig hartem Kampf gegen den Terror des „Islamischen Staates“ (IS) geprägten Handeln Hollandes sind jetzt 50 Prozent der Befragten zufrieden - ein Plus von 22 Punkten im Vergleich zum Vormonat. Wegen schlechter Wirtschaftslage und Dauerarbeitslosigkeit steckte der Präsident seit Jahren im Umfragetief.

Den Schub können Hollande und seine zuletzt schwer gebeutelten Sozialisten bestens gebrauchen: Am Sonntag steht die ersten Runde der Regionalwahlen an. Bisher sah vieles nach einer neuen Schlappe für die Linken aus. Nun scheint das Rennen wieder spannender zu werden.

Bis zu vier Regionen könnten nach Umfragen an die Front National (FN) fallen, denn auch die Rechtsextremen haben nach den Terroranschlägen bei Befragungen zugelegt. Parteichefin Marine Le Pen tritt in der nördlichen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie an. Die Vorkämpferin der Partei lag dort zuletzt bis zu zwölf Punkte vorn.

Aber der Widerstand gegen die erbitterte Gegnerin von Europa, offenen Grenzen und Ausländern wächst. Kurz vor der Wahl stellte sich die Regionalzeitung „La Voix du Nord“ offen gegen Le Pen. Per Doppelseite wurden wirtschaftliche, soziale und kulturelle Pläne der FN kritisiert. „Die Positionen der Partei sind konträr zu den Werten der Zeitung“, begründete Blattchef Jacques Hardoin in „Le Monde“. Er verwies dabei auch auf den Ursprung seiner Zeitung in der Resistance - also im Widerstand gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg.

In der südöstlichen Region Provence-Alpes-Cote d‘Azur kann sich mit Marion Marechal-Le Pen ein anderes Mitglied des Familienclans gute Chancen ausrechnen. Parteigründer Jean-Marie Le Pen hatte seine Enkelin noch vor seinem Rauswurf aus der FN wegen wiederholter antisemitischer Äußerungen als Spitzenkandidatin lanciert.

Die Nichte von Parteichefin Marine Le Pen sitzt seit 2012 bereits für die FN in der Nationalversammlung. Die 25-Jährige ist im politisch aktiven Familienteil die Jüngste, deswegen aber nicht weniger radikal. Das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ widmete ihr die Titelseite vor der Regionalwahl. Fünffach geklont wird Marechal-Le Pen als biologische Invasion präsentiert: „Bald in ganz Frankreich!“

Tatsächlich sagen Umfragen der FN auch in anderen Regionen Chancen voraus. Knapp vorn liegen die Rechtsextremen an der Grenze zu Deutschland in Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine und im Osten in Bourgogne-Franche-Comte. Jeweils vier Regionen sehen die Parteien der Linken und die konservativen Republikaner vorn.

Das französische Mehrheitswahlrecht ist sonst eine Bastion gegen die Front National. Bei der Präsidentschaftswahl 2017 hat die Partei deswegen kaum ernsthafte Chancen. In den beiden Parlamentskammern Nationalversammlung und Senat etwa sitzen nur jeweils zwei FN-Leute. Bei den Regionalwahlen können alle Parteien mit mindestens zehn Prozent aus der ersten Runde wieder antreten.

Mit Blick auf schwache Sozialisten und drohende FN-Erfolge brachte Premierminister Manuel Valls schon Kooperationen von Bürgerlichen und Linken ins Spiel. Allein gegen Vertreter von Rechts oder Links haben FN-Kandidaten kaum Chancen. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, Chef der konservativen Republikaner, will allerdings „wo es geht“ mit Listen seiner Partei auch im zweiten Wahlgang dabei sein.

Der bürgerliche Block mit Republikanern, UDI und Modem tritt gemeinsam an. Die Sozialisten konkurrieren zunächst mit Grünen und radikaler Linken. In Runde zwei wird von dort mit Unterstützung gerechnet.

Viele Franzosen wählen in neu zugeschnittenen Regionen. Nach einer Reform ist das Kernland nun in 13 statt 22 Regionen aufgeteilt. Hinzu kommen fünf Überseeregionen. Hollande wollte mit der Reform Regionen von „europäischer Größe“ schaffen - stärker und wettbewerbsfähiger. Nun entsprechen französische Regionen in etwa deutschen Flächenländern, haben aber im zentralistischen Frankreich deutlich weniger politische Bedeutung und vor allem Verwaltungsaufgaben.