Ski alpin: Hirscher fordert Ligety und wünscht sich dafür „2.000 PS“

Beaver Creek (Colorado) (APA) - Mit dem Super-G und „Best Time“ steigt Marcel Hirscher in Beaver Creek wieder ins Renngeschehen ein. Der Wel...

Beaver Creek (Colorado) (APA) - Mit dem Super-G und „Best Time“ steigt Marcel Hirscher in Beaver Creek wieder ins Renngeschehen ein. Der Weltcup-Titelverteidiger ist aber in erster Linie für den abschließenden Riesentorlauf am Sonntag in die USA geflogen, da peilt er wie in Sölden (3.) einen Podestplatz an. Überragender Favorit im „Riesen“ ist aber Ted Ligety, der in Beaver inklusive WM schon sechs Mal gewonnen hat.

„Best Time (Song for Marcel)“ ist ein Fan-Lied für Hirscher, das am Freitag im ORF-Radiosender Ö3 vorgestellt wurde, vom Salzburger Musiker Ro stammt und Hirscher offenbar auf Anhieb gefallen hat. Bis 24. Dezember ist der Song auf oe3.orf.at gratis herunterladbar.

Ob er den vierfachen Weltcup-Gesamtsieger so beschwingt, dass dieser Sonntag (17.45/20.45 Uhr MEZ, live ORF 1) bei der Rückkehr an den WM-Schauplatz Beaver Creek („Bei meinem letzten Foto hier hatte ich drei Medaillen um den Hals“) Ligety Paroli bieten kann, wird sich erst zeigen. Der US-Weltmeister hat in Beaver den „Weltcup-Riesen“ fünf Mal und zuletzt vier Mal in Serie gewonnen. Zudem dürfte Ligety auch punkto Material wieder stark zugelegt haben.

Vergangenen Winter hatte Hirschers jahrelange Arbeit dazu geführt, dass er anstelle des Amerikaners der dominierende Riesentorläufer gewesen war. Mit fünf Saisonsiegen, darunter einem mit 3,28 Sekunden Vorsprung auf Felix Neureuther in Garmisch („Da hatte ich eine richtige Rakete“), sicherte sich der Atomic-Fahrer aus Salzburg auch die Disziplinen-Kugel.

Das Thema könnte sich nun aber wieder zugunsten von Ligety gedreht zu haben. „Ich bin in Sölden gleich gut, wenn nicht sogar besser gefahren als im Jahr davor“, begründet Hirscher seine Befürchtung, dass Ligety diesen Winter wieder klar voraus sein dürfte. „In Sölden hat er wieder so souverän ausgeschaut, wie man es kennt.“

Die Gründe liegen für Hirscher am Material, denn punkto Fitness könne er sich nichts vorwerfen. „Ich habe körperlich meinen Peak bereits erreicht“, erklärte er in Beaver Creek und zog einen Vergleich. „Ich bringe im Moment 800 PS auf die Straße. Alles was ich versuchen kann ist, das auch mit tausend PS zu probieren. Heißt, ein Setup zu verwenden, das ein echtes Biest ist. Wenn du das beherrschen kannst, bringt es dich vorwärts.“

Auch Hirscher erinnert die Materialschlacht im Skirennsport an die Formel 1. „Es ist ein ewiges Spiel. Ein Prozess, der nie enden darf und wird“, sagte der Salzburger, dem bewusst ist, dass er nun wieder zurückschlagen muss. „Es geht darum, einen Ski um die Kurve zu bringen, ohne dass das Heck ausbricht. Von mir aus auch mit 2.000 PS.“

Hirscher wird sie brauchen. Denn mit dem im Vorjahr verletzt gewesenen Aksel Lund Svindal ist der wohl härteste Gegner im Kampf um den Gesamt-Weltcup zurück. „Sein Comeback hat mich sehr beeindruckt“, verbeugte sich Hirscher vor dem Norweger, der gleich beide Speed-Rennen in Lake Louise gewonnen hatte.

„Wenn er das durchzieht, kann man nicht gewinnen gegen ihn“, fürchtet Hirscher. „Er ist top in Form, aber es ist schön, dass er zurück ist. Aksel ist ein Supertyp und einer der Größten unseres Sports.“

Er selbst sehe sich in diesem Winter nur als Außenseiter, meinte Hirscher etwas kokett. „Statistisch gesehen bin ich das. Es hat erst einer fünf Mal den Weltcup gewonnen, aber noch keiner in Folge. So gesehen habe ich keine Chance“, erklärte er schmunzelnd seine Rechnung. Zu hoffen, dass sich die Norweger gegenseitig Punkte wegnähmen, sei reine Spekulation. Hirscher: „Der Beste soll gewinnen.“

Der 26-Jährige selbst plant derzeit bekanntlich, noch bis 2019 Skirennen zu fahren. „Ich muss niemand und auch mir selbst nicht mehr beweisen, dass ich skifahren kann. Ich habe mehr als das Soll erfüllt, eigentlich kann ich‘s jetzt genießen“, erklärte er.

Er wolle deshalb weiter mit Freude und Leidenschaft fahren. „Am Tag, an dem ich keine Lust mehr habe, sage ich auf Wiederschauen. Ich sehe keine Verpflichtung, Ski zu fahren, bis meine Knochen wund sind.“

Zuletzt hat Hirscher versucht, beim Training in Colorado seine Hauptdisziplinen Riesentorlauf und Slalom zu stärken. Speziell im Slalom fehlt ihm nach den Rücktritten von Benjamin Rach und Mario Matt etwas der interne Vergleich. Deshalb war das gemeinsame Training mit seinem deutschen Freund und Konkurrenten Felix Neureuther der erste wirkliche Saisonvergleich im Training. „Es war positiv, ich war zufrieden“, berichtete Hirscher.