Wiener Galeristin mit Haltung: Rosemarie Schwarzwälder wird 70
Wien (APA) - Es gibt kaum eine wichtige internationale Kunstmesse, auf der sie nicht vertreten ist: Die aus der Schweiz stammende Wiener Gal...
Wien (APA) - Es gibt kaum eine wichtige internationale Kunstmesse, auf der sie nicht vertreten ist: Die aus der Schweiz stammende Wiener Galeristin Rosemarie Schwarzwälder, die seit nunmehr über 30 Jahren als Inhaberin der Galerie nächst St. Stephan die heimische Galerienszene prägt, war allein heuer auf neun Messen zwischen Miami und Hongkong vertreten. Am Montag (7. Dezember) wird sie 70 Jahre alt.
Als Schwarzwälder 1978 als Geschäftsführerin die 1954 von Dompfarrer Otto Mauer gegründete Galerie übernahm, „war es schon eher trüb hier, was zeitgenössische Kunst betrifft“, erinnerte sich die 1945 in Basel geborene Schweizerin jüngst in einem Interview an die Wiener Szene Ende der 1970er Jahre. Das änderte die frühere Kunstkritikerin mit ihrem Programm kontinuierlich und zielstrebig. 1984 gelang es ihr, die Galerie zu kaufen. Die Ausstellung „Zeichen, Fluten, Signale - neukonstruktiv und parallel“ mit Werken von u.a. Peter Kogler, Heimo Zobernig oder Gerwald Rockenschaub markierte die Neuorientierung des Programms.
Ihre Galeriearbeit „hat nichts mit der Spekulation um finanzielle Werte von Kunstwerken zu tun“, streute ihr Robert Fleck bei der Verleihung des „Art Cologne Preises 2014“ in seiner Laudatio Rosen. „Die Haltung von Rosemarie Schwarzwälder und ihrer Galerie besteht grob gesagt darin: Man verteidigt keinen bestimmten Stil, sondern die ethische Position, dass Kunst eine geistige Angelegenheit sei und das ermöglicht es, die Galerie für Künstlerinnen und Künstler mit unterschiedlichen formalen und ästhetischen Ausdrucksmitteln als Plattform einzusetzen.“
Die Vielfalt zeigt sich in der Liste der von Schwarzwälder vertretenen Künstler, unter denen sich Namen wie jene der Amerikanerinnen Polly Apfelbaum und Jessica Stockholder, des Koreaners Lee Ufan, der Deutschen Jörg Sasse und Imi Knoebel, des Belgiers Walter Swennen sowie der Österreicher Herbert Brandl, Ernst Caramelle oder Heinrich Dunst finden. Derzeit präsentiert sie unter dem Titel „Above the crocodiles“ Werke der 1977 in Meran geborenen Sonia Leimer sowie die Arbeit „Dr. Gundula‘s Office“ der 1970 in Essen geborenen Alice Könitz.
Ihren theoretischen wie ethischen Zugang hielt sie 1995 in ihrem Buch „Klares Programm - Galerie-Arbeit heute“, das bei Lindinger und Schmid erschien, fest. Ihre eigene Arbeit beschrieb sie einmal im „Standard“ so: „Ich stehe im konventionellen Sinne als Interpretin, als Vermittlerin zur Verfügung. Ich bin die nächste nach dem Künstler und seinem Werk. Ich betrachte, ich verknüpfe, ich vernetze. Ich veröffentliche.“
Mit ihrem früheren Ehemann Oswald Oberhuber hat sie zwei Söhne, die mittlerweile auch im Fach tätig sind. Nikolaus Oberhuber gründete in Berlin gemeinsam mit dem Kurator Alexander Koch die Galerie „Kow“, in der auch sein Bruder Raphael Oberhuber arbeitet. Rosemarie Schwarzwälder hat es also auch innerfamiliär verstanden, ihre Liebe zum Metier glaubhaft zu vermitteln. Für ihr Engagement erhielt sie zahlreiche Preise, darunter 1995 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, 2005 den OscART der Wirtschaftskammer Wien sowie 2014 den Art Cologne-Preis des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler.
(S E R V I C E - Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, 1., Grünangergasse 1. Infos unter www.schwarzwaelder.at)