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Clash der Kulturen, versüßt durch eine Zuckerfee

© ZDF und SRF/Condorfilms

In der 3sat-Reihe „Rock the Classic“ knöpfen sich die Schürzenjäger Tschaikowski vor. Kons und Landestheater waren auch dabei.

Innsbruck –Fausto Quintabà hat keine Angst vor Abenteuern, im Gegenteil: „Ich bin sehr offen für musikalische Experimente“, sagt der aus Palermo stammende Pianist und Korrepetitor, der am Tiroler Landeskonservatorium und am Mozarteum Salzburg unterrichtet. Weshalb er sich auch gleich gemeldet hat, als vor etwa einem Jahr eine Anfrage im Innsbrucker Kons eintrudelte. Sie kam vom deutschen Komiker, Moderator und Musiker Wigald Boning – beziehungsweise aus der Redaktion des Fernsehsenders 3sat, für den Boning eine Reihe namens „Rock the Classic“ realisiert.

Das Konzept erklärt sich im Titel: U-Musiker treffen auf völlig Genre-Fremdes, nämlich die unter dem ernsten E firmierende Klassik. Im Tiroler Fall wollte man offenbar besonders verwegen sein – und hat die Schürzenjäger, vormals Zillertaler Schürzenjäger, zu einer Auseinandersetzung mit Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett, konkret mit dem „Tanz der Zuckerfee“, eingeladen.

Quintabà kam in diesem „Clash der Kulturen“, wie es 3sat nennt, als Kenner und Könner ins Spiel: Er sollte die Celesta spielen – jenes Tasteninstrument mit dem Klang eines Glockenspiels, mit dem Tschaikowski seiner „Zuckerfee“ den märchenhaften Klang verlieh. Doch wie lässt sich russische Romantik mit skihüttentauglichem Alpenrock vereinbaren? Als Brücke fungiert erst einmal Hollywood: „Das kenn’ ich aus ,Kevin allein zuhaus‘“, heißt es im Proberaum der Schürzenjäger, als dort erstmals das Zuckerfee-Thema erklingt. Und den Zillertalern schließlich zur schürzenjägerischen Interpretation überlassen wird, an der auch gleich mit großem Eifer und einigem Respekt gearbeitet wird. Dabei geholfen hat im Übrigen auch die Tanzkompanie des Tiroler Landestheaters, die mit einer Improvisation zur ersten Schürzenjäger-Bearbeitung wohl auch inspirierend wirkte. Seine Aufgabe sei es wiederum gewesen, „die klassische Idee des Stücks zu verteidigen“, sagt Quintabà.

In der Kleinen Tenne Tux wird schließlich das End­ergebnis präsentiert, auch Wigal­d Boning mischt dabei an der Querflöte mit.

Fazit: Man muss kein Schürzenjäger-Fan, aber auch nicht zwingend ein Tschaikowski-Kenner sein, um „Rock the Classic“ für ein durchaus sympathisches Format zu halten. In die Musikgeschichte eingehen wird der Humtata-Tschaikowski vermutlich trotzdem nicht. 3sat: heute, 21.45 Uhr. Danach widmet sich die Schweizer Popmusikerin Heidi Happy der Musik von Johann Sebastian Bach. (jel)