Stichwort - Die Elemente des Bundeswehr-Einsatzes gegen die IS-Miliz

Berlin (APA/Reuters) - Der Syrien-Einsatz der deutschen Bundeswehr beginnt in diesen Tagen. Es folgt ein Überblick über die einzelnen Elemen...

Berlin (APA/Reuters) - Der Syrien-Einsatz der deutschen Bundeswehr beginnt in diesen Tagen. Es folgt ein Überblick über die einzelnen Elemente der Mission:

RECCE-TORNADOS

Die deutschen Aufklärungs-Jets kamen zwischen 1995 und 2001 bereits über dem ehemaligen Jugoslawien und später in Afghanistan zum Einsatz. Auch in Deutschland leisteten sie immer wieder Hilfe, etwa bei den Hochwasser-Katastrophen 2002 und 2006 an der Elbe. Mit einer optischen und einer Wärmebildkamera liefern die Maschinen hochauflösende Bilder von Infrastruktur, die als Grundlage für Luftangriffe dienen könnte.

Für den Einsatz in Syrien und im Nordirak werden die Jets mit zwei Soldaten Besatzung - Pilot und Waffensystemoffizier - ihre Aufträge aus dem Hauptquartier der Anti-IS-Koalition in Katar erhalten. Ein deutscher Oberst prüft, ob die Aufträge dem Bundestagsmandat entsprechen und gibt dann später die Aufnahmen frei. So soll ein Missbrauch der Bilder etwa zum Bombardement anderer Gruppen wie der Kurden verhindert werden.

TANKFLUGZEUG

Tankflugzeuge sind weltweit ein knappes Gut. Zuletzt unterstützte Deutschland Frankreich damit 2013 im Einsatz in Mali. Die Bundeswehr besitzt vier Airbus-Maschinen des Typs A-310, die zu Tankern umgerüstet werden können. Eine davon wird ab kommender Woche für den Syrien-Einsatz im türkischen Incirlik stationiert. Von dort aus wird der Airbus künftig abheben und über einem sicheren Gebiet Warteschleifen fliegen, um als fliegende Tankstelle für die Kampfjets der Anti-IS-Koalition zu dienen.

„Die Luftbetankung ist für beide Seiten sehr anstrengend“, sagt der Kommandant der Flugbereitschaft, Oberst Stefan Neumann, dem die Tanker unterstellt sind. Bei einer Geschwindigkeit von 600 bis 700 Kilometern pro Stunde näherten sich die Kampfjets dem Airbus auf 30 bis 40 Meter an, um dann über ihren Tankrüssel mehrere Minuten lang Treibstoff zu saugen. Rund 70 Tonnen Kerosin kann der Tanker transportieren.

GELEITSCHUTZ FÜR FLUGZEUGTRÄGER „CHARLES DE GAULLE“

Die Fregatte „Augsburg“, die bisher zur Flüchtlingsrettung im Mittelmeer unterwegs war, wird in den kommenden Tagen als Geleitschutz mit dem französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ über den Suezkanal zum Persischen Golf aufbrechen. Flugzeugträger seien ein sehr hochwertiges Gut, allein aber auch sehr verwundbar durch Angriffe anderer Schiffe, Flugzeuge oder unter Wasser, sagt ein Experte. Ohne Geleitschutz seien sie damit nicht einsatzfähig.

Die Extremistenmiliz IS verfügt zwar nicht über eine Luftwaffe. Im Oktober 2000 sprengten Selbstmordattentäter in einem kleinen, mit Sprengstoff beladenen Boot jedoch ein Loch in den Rumpf des US-Zerstörer „Cole“. 17 amerikanische Soldaten starben bei dem Angriff im jemenitischen Aden, zu dem sich die Extremistenorganisation Al-Kaida bekannte. Die „Charles de Gaulle“ wird von einer belgischen Fregatte begleitet, im Jänner soll auch noch ein britisches Schiff zu dem Verband dazustoßen.

SATELLITENER

Die Radarbilder, die das militärische Satelliten-System SAR-Lupe aus 500 Kilometern Höhe liefert, schauen ein bisschen aus wie 3D-Aufnahmen, die man ohne die entsprechende Brille anschaut: verwaschen und körnig. Doch für Experten haben es die Bilder in sich, denn die Radarkameras der fünf Satelliten können durch Wolkendecken und Laubwerk hindurchschauen und liefern nachts ebenso Bilder wie tagsüber. Zur Auswertung sind allerdings absolute Fachleute nötig: Wo auf einer Aufnahme zunächst nur etwas wie ein brauner Pelz zu sehen ist, lässt sich beim Hineinzoomen unter dem Laub des Waldes anhand der Reflektionen eine Ansammlung von Fahrzeugen ausmachen.

Schon heute tauscht die Bundeswehr ihre Radarbilder gegen Aufnahmen der optischen Satelliten des französischen Helios-Systems. Künftig könnte diese Zusammenarbeit für den Syrien-Einsatz ausgebaut werden, sagt Oberst Joachim Renner, der Leiter der „Zentrale Abbildende Aufklärung“ in Gelsdorf. So könnten sich beide Länder besser darüber abstimmen, wessen Satelliten wann wohin schauten oder die Bilder in größerem Umfang teilen